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Warum Übersetzer-Software zumindest sehr häufig nicht nur nicht hilfreich,
sondern in hohem Grade irreführend ist, sodass man vor deren Anwendung eigentlich nur warnen kann.
Detaillierte Fehleranalyse in einem konkreten Einzelfall von → rochol-sprachen.de .
Trotz der Gefahr einer monotonen, wenig erfreulichen Ausführung will ich im Folgenden an Hand eines
bestimmten Internettextes versuchen, die Missverständnisse zu analysieren, die durch die Anwendung einer
vollautomatischen, wenn auch allerneuesten internationalen Übersetzungssoftware tagtäglich in die Welt gesetzt werden
und wahrscheinlich (zumindest bei ungeübten Lesern) insgesamt einen beträchtlichen Schaden anrichten.
Es geht um die Einleitung, die Startseite einer ganzen Reihe von philosophischen Abhandlungen eines zeitgenössischen Denkers. Man mag über Stil und Inhalt denken, wie man will, eine Verfälschung dieses Stils und vor allem dieser Inhalte wäre natürlich nicht erlaubt; und insofern ist jede Übersetzung auch eine Frage der Anständigkeit, der Treue zu dem Sinn, den ein Autor seinen Schriften geben wollte. Wenn Sie → hier klicken, erhalten Sie den deutschen Originaltext, (→ S.2/4, → S.3/4, → S.4/4), so wie er zumindest bis zum 22.02.2016 um 00:37 im Netz stand. Sie können ebenso gut auf den obigen Link 'Zurück zur Startseite' klicken, um an den deutschen Urtext zu gelangen; da sind nur geringfügige Änderungen; an den Aphorismen wurde nie etwas geändert. Klicken Sie → hier (S.1/5, → S.2/5, → S.3/5, → S.4/5, → S.5/5), so erhalten Sie die vollautomatische Sofortübersetzung ins Englische, wie sie am 24.11.2015 erschien; klicken Sie → hier (S.1/4, → S.2/4, → S.3/4, → S.4/4), so erhalten Sie die vollautomatische Sofortübersetzung desselben Anbieters vom 17.06.2016. Meine eigene Übersetzung ins Englische, die natürlich auch nicht ganz ohne Zeitaufwand zustande gekommen ist, lässt sich hier ebenfalls im Bildformat aufrufen: → S.1/4, → S.2/4, → S.3/4, → S.4/4. Zunächst einmal, – um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen und empfindliche Seelen frühzeitig abzuschrecken – , wären da die rein englischsprachigen Fehler, über die man sich vielleicht wundert, denn man sollte doch meinen, dass eine von einem richtigen Angelsachsen konzipierte Übersetzungssoftware die eigene „Mutter”sprache auf jeden Fall beherrscht, aber ein Roboter hat eben weder eine Mutter noch eine Muttersprache, und so darf man sich wohl nicht wundern, wenn man stolpert: über Fehler in der Anwendung der englischen Personalpronomen, wie: „over it” statt „over them” (nämlich „those issues”) oder „he can only speak for themselves” statt „for himself”, über die völlig willkürliche Anwendung der Tempora: z.B. „the pain produced despair if he persists", aber auch über syntaktische Inkorrektheiten wie : „the imposing so overwhelmingly materialism of science" oder den angeblich ersten Satz mit dem Kant-Zitat, der im Englischen schlichtweg kein Satz ist: „God, freedom and soul immortality are those tasks, its dissolution, as their last and sole purpose, aiming all the equipments of metaphysics." (weil ein Partizip Präsens allein kein Prädikat ist). – Dies alles stört jedoch vermutlich nur den, der die englische Sprache liebt und gern harmonisch geschliffene, natürlich klingende englische Sätze liest. Mit anderen Worten: Bis jetzt wird nur der englischen Sprache Gewalt angetan, was sie als Weltsprache ersten Ranges wahrscheinlich spielend verkraftet. Dass nun der deutsche Wortschatz der Übersetzungssoftware ebenfalls seine engen Grenzen hat, muss unweigerlich ins Auge springen, sooft mitten in die englische Rede das deutsche Originalwort völlig einsam und ungeklärt wie ein kleiner Meteorit hineingefallen erscheint, z.B. „neurotisiert” oder „unfrohe message”; „after Tod” dürfte noch etwas mehr verwundern, denn das Wort 'Tod' lässt sich grundsätzlich in jedem Lexikon mühelos finden. Zu den typischen Bequemlichkeitsfehlern kann man zur Not die völlig undifferenzierte wortwörtliche Übernahme eines Begriffs aus der deutschen in die englische Fassung zählen, die berühmten „falschen Freunde”. Allerdings stellt man hier schon eine grobe Sinnverfälschung fest: z.B. bei „Ratio”, dessen englisches Homonym „ratio" ausschließlich ein Zahlenverhältnis bedeutet, sodass der Leser von Beginn an die Stirn runzelt, wenn er dieses Wort in unmittelbare Verbindung mit philosophischen Termini wie Gott, Freiheit und Unsterblichkeit gebracht sieht – und es ist denn auch purer Unsinn! Dem entsprechend das „follow Empire” (in der zweiten englischen Software-Übersetzung!) für: „folgenreich". Ein deutscher Gymnasiast würde wohl amüsiert lachen; manchem ungebildeten Nichtdeutschen dagegen, der den Blödsinn bis hierhin ernsthaft gelesen hat (nicht ohne bei sich im Stillen die Frage aufzuwerfen, ob der Autor nicht vielleicht ein Spinner ist), würde unweigerlich die Assoziation kommen: Da hat man es wieder: der Deutsche und sein Reich, dem er gern blind folgen möchte... Tatsächlich taucht spätestens an dieser Stelle der Verdacht auf, dass das Computerprogramm ein grundsätzliches Problem mit dem Umgang von Wörterbüchern hat – ganz genau wie ein sehr junger oder auch ein auf philologischem Gebiet eher mäßig begabter Sprachschüler. Was fehlt und gar nicht anders als fehlen kann, ist die Reife eines erfahrenen MENSCHEN. Und dieser schwere Mangel bezieht sich leider nicht nur auf die berühmte Idiomatik, wie z.B. bei der deutschen Wendung 'in Unsicherheit schweben', wo ein deutscher Muttersprachler kaum noch an ein Schweben im wörtlichen Sinne denkt – während der Super-Roboter sogleich versucht, eben diese Vorstellung mit hereinzubringen (s. to „hover” und to „float”), weil er schlicht und einfach so programmiert ist und natürlich kein Gefühl für die nahezu lächerliche Wirkung einer solchen Übersetzung hat. Wenn ein blutjunger Anfänger in der Lateinklausur eilig ins Lexikon guckt und sofort seine erstbeste Übersetzung eines bestimmten Wortes zu Papier bringt, ganz gleichgültig, ob der Satz ihm sinnvoll erscheint oder eher nicht, dann sieht das Ergebnis etwa so aus wie bei diesem Roboter: ein verschuldeter Irrtum ist ein Irrtum, der finanzielle Schulden gemacht hat: an „indebted mistake”. Und: 'sicher' heißt auf Englisch „secure" – ohne Rücksicht auf irgendeinen Zusammenhang, sodass ein naiver englischsprachiger Leser meinen könnte, der deutsche Autor hätte vielleicht irgendwelche unbegründeten Ängste bei seinen Überlegungen ( – eine neuerliche Quelle der Vorurteile übrigens!). Auch das Zitat von Professor Hamer ganz am Ende fällt dieser Ungenauigkeit der Computerprogramme zum Opfer: So meint der Autor von Der Welt-Geldbetrug nicht etwa, die Hochfinanz wolle möglichst viele Obdachlose (homeless people), sondern vielmehr Heimatlose..., das heißt Menschen, die entweder tatsächlich keine Heimat mehr haben oder die kein Heimweh mehr empfinden. Zu der Unfähigkeit, einen komplexen Lexikonartikel zu überfliegen und sein Urteilsvermögen schnell darauf anzuwenden, um zügig herauszufinden, was in den jeweiligen Zusammenhang passt, kommt leider höchst natürlicherweise die unzureichende Kenntnis der jeweils fremdsprachigen Grammatik hinzu: Hier ist es z.B. die deutsche Verneinung 'kein' statt 'ein', deren Nichtbeachtung zu einer gewaltigen Sinnverdrehung geführt hat („but we thus come to an end"), oder die Unkenntnis des deutschen Konjunktivs: 'es sei', von der automatischen Übersetzungssoftware bedenkenlos mit 'es ist': „it is (oder: it was) imposed upon us by the laws of nature need to hover over it definitely in uncertainty" (übrigens hier ebenfalls ohne vernünftige Syntax!) wiedergegeben: das hieße auf Deutsch gesagt: die Ungewissheit über die wichtigsten Fragen unserer Existenz wäre ein ewig unabänderliches, endgültiges Naturgesetz – : eine in der westlichen Welt zur Zeit allbeherrschende Ansicht, deren Richtigkeit Dr.Hans Rochol in seinem deutschen Aphorismus ja gerade in Frage stellt! Zu den deutschsprachigen Grammatikfehlern gehört auffälligerweise die Nichtbeachtung des Genitiv-S in „etwa eine Kardinals-Lüge?” zugunsten der Ähnlichkeit mit der fast gleichlautenden Kardinaltugend; in der „Cardinal lie” könnte somit - trotz der Großschreibung - der eigentliche Clou des Urtextes vollkommen unter den Tisch gefallen sein. Zwei völlig falsche Anwendungen des Lexikons durch die Computerprogamme will ich an dieser Stelle noch nennen, weil sie den Gehalt dieser sorgfältig durchdachten Aphorismen gravierend und in barbarischster Weise entstellen: 1. „Kann es überhaupt, angesichts der Übel in der Welt, ein höchstes Wesen geben, das zugleich vollkommen ist?” – „Can it ever, in the face of evil in the world, give a Supreme Being that is both completely?” Die völlig falsch ins Englische übersetzte Frage würde rückübersetzt auf Deutsch heißen: 'ein höchstes Wesen, das beides vollständig wäre', nämlich, sowohl höchstes Wesen als auch böse. Was der Autor dieser Zeilen niemals behauptet! – 'Vollkommen' ist hier nicht adverbial gebraucht, sondern als Prädikatsnomen, es steht allein und nicht etwa ergänzend vor einem Adjektiv. Folglich heißt 'vollkommen' in diesem Fall auf Englisch: 'perfect' und nicht: 'completely'. 2. „Wir werden alles, alles ins Reine bringen müssen.” – „We will (all) have to get everything straight.” Der Anspruch im deutschen Text ist sehr hoch: 'etwas ins Reine bringen' bedeutet: Unstimmigkeiten, Missverständnisse o.Ä. zur Zufriedenheit aller Beteiligten ordnen, klären! – während die englische Wendung: 'to get sth. straight' nur bedeutet, dass etwas klargestellt werden soll: d.h. unter Umständen auch nur die Unfähigkeit, etwas zu klären, herausgestellt werden soll. Und so versteht man am Ende vielleicht eher, dass dasselbe Computerprogramm die Verzweiflung als existenzielle Weltanschauung so intus hat, dass es nochmals entgegen jeglicher treuen Übersetzung (und soviel ich weiß, mit einem englischen Neologismus) keck behauptet: „We can hide the despair drown, drown; or even deny, what amounts to the same thing. But we thus come to an end, because the despair forever! covered, covered up, would be drowned.” Was im Englischen, wie der Gesang eines Trunkenboldes klingt, würde auf Deutsch etwa folgendermaßen lauten: 'Wir können die Verzweiflung verstecken, ertränken, ja ertränken; oder sogar leugnen, was auf dasselbe hinausläuft. Aber so kommen wir an ein Ende, weil die Verzweiflung für immer!, bedeckt, überdeckt, ertränkt würde.' Mit anderen Worten: die jetzt vorherrschenden Übersetzungstools, wie sie neumodisch genannt zu werden pflegen, glauben selbst zutiefst (tiefer noch als ihr englisches Muttersprachengefühl, s.o.) an die Möglichkeit, die menschliche Verzweiflung im Alkohol zu ersäufen. – Scherz beiseite! Diese relativistische, nihilistische Weltanschauung, hier durch eine offizielle Software in groteskester Form an die Öffentlichkeit gebracht, ist tatsächlich der unseres Denkers und seiner gesamten philosophischen Tradition von großen Denkern diametral entgegengesetzt! Annette Rochol
im Juni 2016 und Juli 2017. © www.rochol-sprachen.de, www.traductionrochol.com, 2000. |