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Freunde, wir müssen jetzt
neben anderem die Grundbegriffe unserer Existenz durchgehen. Es ist mir
unbehaglich beim Gedanken an die, die glauben, dass ihnen das nicht liegt.
Es geht allerdings nur um Teile des Textes; vielleicht lesen einige von
euch diese Teile nur flüchtig, wenn es gar nicht anders geht; vielleicht
sind sie geübt in der Auswahl der Absätze. Aber wir müssen hindurch – wenn
wir die Sache durchdenken wollen. Hier heiligt der Zweck die Mittel. Ihr
habt es natürlich bemerkt: es geht um Philosophie; und dennoch denkt ihr
wohl doch nicht das Richtige; denn ich verstehe unter Philosophie etwas
ganz, ganz anderes, als die, die sich heute Philosophen nennen lassen. Und
wer weiß, vielleicht führt die Lektüre bei dem einen oder anderen dazu,
dass er sich mit den Texten anfreundet. Manchmal wird man ja auch angenehm
enttäuscht. Freunde, es geht überhaupt nicht anders: wir brauchen Politik und Philosophie, Philosophie und Politik – wenn wir nicht im Elend leben wollen. Allerdings gehört die Philosophie in aller Regel unter www.rochol.net und nur bei unserer jetzigen Verflechtung zugleich unter www.unsernationalstolz.de . Brüder, es kam mir ein Gedanke, bei dem ich zutiefst erschrak. Ihr wisst, die US-Macht hat schon angefangen, ihr Netz von Folterkellern über die Erde zu werfen; sie will die absolute Herrschaft über den ganzen Planeten. Ihr wisst auch, wie die US-Hochfinanz unserem Volk die Ehre nahm, um es anschließend vernichten zu können. Ihr wisst, wie sie durch ihre Agenten wirtschaftliche Irrlehre, Not und Armut über Russland brachte, um es im Elend versinken zu lassen. Will sie jetzt die alte Kirche durch ihre neue schmutzige US-Theokratie, durch lächerliche Heiligsprechungen und andere sinnlose Äußerungen, durch die Zerstörung der eigentlichen Glaubenssubstanz, also durch Unterwanderung mit ihrer eigenen Bigotterie zunichte machen? Ihr kennt den Dreiklang: das „Heilige Russland“, das „Heilige Römische Reich“, die „Heilige Römische Kirche“. Die hinterhältige US-Macht kennt den Dreiklang besser als mancher von uns – denn sie hasst ihn; sie weiß, er ist heute das Bollwerk der Freiheit. „INTELLIGENT DESIGN“ UND RATZINGERS „SALZ DER
ERDE“. ODER AUCH: MACHTPOLITIK UND GOTTESGEDANKE. Evolution und „aus sich Selber“. Zwei Stufen einer abendländischen Idee. (1) Wir wollten, nachdem wir über die erste Hälfte, die Beseitigung der Geldherrschaft, gesprochen hatten, nun über die zweite Hälfte reden: Gott und die Freiheit; und zwar an und für sich und unter politischem Blickwinkel; und so denn, wie sich denken lässt, ebenfalls wieder mit dem Blick auf die Geldherrschaft, die zu beseitigen ist. (2) Amerika tobt – sozusagen. Man will unbedingt der kreationistischen Sektiererei zu allgemeinem Durchbruch verhelfen, auf religiösem, naturwissenschaftlichem, überhaupt auf geistigem und sogar auf politischem Gebiet. Bis 2020 soll es jetzt zur herrschenden wissenschaftlichen Theorie werden, dass „Gott die Welt erschaffen hat“. Und zwar war es ursprünglich ganz wörtlich so gemeint, „wie es in der Bibel steht“. Nur hat dann im Jahre 1987 das höchste amerikanische Gericht es wegen der Trennung von Kirche und Staat in den USA notgedrungen für gesetzwidrig erkannt, an öffentlichen Schulen im Sinne des streng biblischen Kreationismus zu unterrichten. Man hielt es wohl für klüger, selbst im Sinne des geplanten theokratischen, wörtlichen Bibelglaubens, die Dinge zunächst nicht zu übertreiben. Woraufhin dann aber eine Gruppe christlicher Fundamentalisten mit dem Juristen Philip Johnson an der Spitze den Beschluss fasste, die Strategie zu ändern. Man nennt es jetzt die Entstehung der Welt, und vor allem der lebenden Wesen, nach „intelligenter Planung“, „intelligent design“; selbstverständlich mit sich anschließender Wirkursächlichkeit von Seiten des „intelligenten“ Gottes. Das heißt, die Verfechter des „intelligent design“ lehnen, anders als die kruden, ganz offenen Kreationisten, die Evolution, die Entwicklung, jetzt nicht mehr in Bausch und Bogen ab, sondern treten als wissenschaftliche Alternative zu Darwin auf. Die Entwicklung des Lebens auf der Erde lässt sich, wie sie sagen, besser erklären, wenn die göttliche Komponente ihren Platz in der Gleichung erhält. (3) Hier haben wir den Gegensatz: die göttliche Komponente auf der einen Seite und die Entwicklung, die Evolution, auf der anderen. Mancher meint vielleicht, damit komme der Gegensatz auch schon klar genug zum Ausdruck: „das Göttliche“ weckt alle die willkommenen oder nicht willkommenen, die akzeptierten oder nicht akzeptierten, die geehrten oder krampfhaft verachteten und selbstverständlich zutiefst missverstandenen religiösen Assoziationen bis zurück zum Mittelalter; und die „Entwicklung“, vor allem unter dem Terminus „Evolution“, ist der Inbegriff des Wissenschaftlichen, Unwidersprechlichen, Imponierend-Sachlichen und für einige auch des Desillusionierenden. Ja! man ist wirklich gebildet – obwohl die beiden Pole in der jetzigen Formulierung gar nicht unbedingt Alternativen, geschweige denn Gegensätze sein müssen. Ich meine Folgendes: Was bedeutet die göttliche Komponente? Sie bedeutet die Schaffung der Welt im Allgemeinen und des Lebendigen im Besonderen durch Planung („design“) und ausreichende Wirkursache (causa efficiens et sufficiens); sie bedeutet also die Wirkverursachung alles dessen, was existiert – außer Gottes, der sich selbst „verursacht“. Und was bedeutet die ausreichende Wirkursache? Sie ist mit begrifflicher Notwendigkeit das, was für das Zustandekommen der Folge allein ausreicht. Und nun weiter! Die Wirkursache ist also auch dasjenige, was für das Zustandekommen der Folge ausreicht, ohne dass die Mitwirkung des Trägers der Folge (z.B. des in Brand geratenden Papiers) über das unabhängig von der Einwirkung der Ursache festliegende Wesen dieses Trägers (z.B. des Papiers) hinausgeht. Etwas ungewohnt, der letzte Satz? Dann empfehle ich, ihn zweimal zu lesen. Und alles das insgesamt bedeutet nun, dass die ausreichende Wirkursache die Folge determiniert, dass sie sie festlegt bis ins Letzte; dass sie bei ihr jegliche Freiheit ausschließt, wie wir uns ausdrücken, wenn es sich bei dem Träger der Folge um ein lebendes Wesen handelt, und erst recht, wenn es sich bei ihm um einen Menschen handelt. Noch Zweifel? Unter anderem wegen irgendwelcher Abweichungen in den „Quanten“, in ultramikroskopischen Bereichen? Gut! Wir können auch anders: In der empirischen Schicht – in dem, was Kant „Erscheinung“ oder „Vorstellung“ oder auch das Feld der Naturwissenschaften nennt, gilt die Determination durch die Wirkursache nur grundsätzlich, und mit absolut geringfügigen Ausnahmen; nehmen wir das ruhig an, selbst wenn es nicht so sein sollte. Oder nehmen wir meinetwegen auch noch mehr Nicht-Determination an. Aber in allen diesen Bereichen „schafft“ die Wirkursache auch niemals „aus dem Nichts“; sie wirkt hier lediglich auf schon vorhandene Stoffe oder Wesen ein. Anders angeblich die göttliche Wirkursache bei der Erschaffung der Welt, wie wir wissen; sie schafft uns und alles andere bekanntlich „aus dem Nichts“, also lückenlos und rundherum; von bloßer Duldung, von Abweichungen oder Ähnlichem kann hier nicht die Rede sein; und so denn auch nicht von einer Einschränkung der Determination. Und schon dass Gott uns nun also nach herkömmlichem biblischen Verständnis jegliche Freiheit genommen haben müsste, und damit auch jede Möglichkeit, moralisch zu handeln, zeigt, dass hier etwas nicht stimmt! Man bedenke einmal die ungeheure Bedeutung der Sache – bevor wir uns klarmachen, welchen Inhalt man der Gegenthese, von der Evolution, zwar nicht ganz allgemein und ohne Weiteres zuschreibt; welchen Inhalt sie aber haben sollte und bei näherem Zusehen auch tatsächlich hat. (4) Die herkömmliche biblische Auslegung also bedeutet schon einmal unsere vollständige Unfähigkeit, irgendeinen verantwortlichen, sei es moralischen oder sei es unmoralischen Willensakt zu setzen. Meine Brüder, wundert euch nicht über diesen amoralischen Aspekt der Bibel oder Bibelauslegung und ihren katastrophalen Widerspruch zu Christentum und Moral! Das Problem ist uralt. Jeder könnte es längst wissen; und viele wissen auch tatsächlich Bescheid; die Sache hat über die Geistesgrößen hinaus eine gewisse Popularität. Schon der Apostel Paulus, im Römerbrief, hat es aufgeworfen („Warum hast du mich so gemacht?“) und sich damit gequält; ebenso, jeweils natürlich immer mit anderen Worten, Augustinus in seiner Schrift „Über den freien Willen“ „De libero arbitrio“; selbstverständlich auch Thomas, der sich aber wie immer nichts anmerken lässt, in der einschlägigen Quaestio; sowie Leibniz in seiner „Theodizee“; und viele andere! Schließlich macht auch Kant, in der „Kritik der praktischen Vernunft“, einen müden Lösungsversuch („Kritische Beleuchtung der Analytik der reinen praktischen Vernunft“, 13. - 17. Absatz); sinngemäß mit der abschließenden Bemerkung, sein Gedanke sei zwar nicht viel wert; aber das könne man ihm nicht zum Vorwurf machen; denn die Lösungsversuche seiner Vorgänger tauchten ebenso wenig; er nimmt seinen eigenen Lösungsversuch also gar nicht erst ernst. Und es kann auch in Ewigkeit nicht anders sein; denn wir haben (im 3.Absatz) ja gesehen, dass die Schaffung eines freien Willens durch Wirkursache, die nach Begriff und Definition ihre Folge oder Wirkung determiniert, einen begrifflichen Widerspruch (und zwar eine contradictio in obiecto) bedeutet. Die Sache war also von vornherein völlig aussichtslos; und man hätte deshalb sich und andere auch gar nicht erst zwei Jahrtausende hindurch damit quälen dürfen – soweit man die Schwierigkeit nicht überhaupt verschwiegen hat. Vielmehr hätte man die Konsequenz sofort ziehen müssen! (5) Nämlich zunächst welche Konsequenz? Der Gottes-Gedanke der herkömmlichen biblischen Auffassung hat sich als deterministisch erwiesen; er schließt damit die Unmöglichkeit der Moral in sich und ist infolgedessen unmöglich, sofern es eine Moral geben sollte. Nun können wir die Moral getrost als gesicherte innere Tatsache betrachten, da wir andernfalls (mit Nietzsche) annehmen müssten, dass sie uns Generationen hindurch nur anerzogen worden wäre – was aber die Vererbung erworbener Eigenschaften in sich schlösse; deren Unmöglichkeit inzwischen absolut gesichert ist, wenn auch gegen den Willen der Mächtigen und mit Vorbehalten, die man niemals deutlich beim Namen nennt. Blödsinn und charakterlose Inkonsequenz soll man überhaupt immer nur vage und indirekt andeuten, damit sie nicht als solche erkannt werden; und wenn jemand es trotzdem genau wissen will, so sagt ein richtiger Lump, einer von den lebenstüchtigen Menschen nur: „Zerpflück das doch nicht so“ oder Ähnliches. Und was die kürzlichen Versuche anbetrifft, die Moral und im Übrigen auch den Gottesglauben, den freien Willen usw. als Einbildung in diesem oder jenem Hirnlappen oder in bestimmten Genen zu lokalisieren oder mit der Verursachung durch Neuronen oder Ähnlichem zu erklären, so sind sich die Forscher selber nicht einig; es findet sich bei keinem von ihnen der nötige, überzeugende Ernst; das Tendenziöse an der Sache liegt überall deutlich auf der Hand; und die strafrechtliche Praxis verweigert mit höflich verhohlener Verachtung die Konsequenzen, weil eben das moralische Empfinden zu tief, zu echt und mit nur allzu guten Gründen in uns verankert ist; kurz: es handelt sich auch hier wieder einmal um eine der lächerlichen und modisch-hässlichen Eintagsfliegen. Und ich denke, wir kommen auf der Grundlage der jetzt folgenden Überlegungen (weiter unten und in www.rochol.net), alsbald auch zu direkten Einsichten über diese pseudonaturwissenschaftlichen Thesen. Ergo! Aber Vorsicht, wir werden sehen, womit! Schopenhauer und Sartre, zwei Exponenten des Atheismus, zogen die Konsequenz: „Es gibt keinen Gott“. Damit aber gingen sie auch schon zu weit! Man sieht, die Sache scheint gar nicht so einfach zu sein: Sie hätten nur folgern dürfen, es gibt keinen Gott, der durch Wirkursache Wesen geschaffen hätte, die mit einem freien Willen ausgestattet sind. Das musste man allerdings folgern. Jedoch kein bisschen mehr! Aber was bleibt denn noch, wenn es den „Gott, Schöpfer Himmels und der Erde“, den berüchtigten determinierenden „Töpfer“-Gott, die „göttliche“ oder „heilige Kausalität“ (Spengler!), nicht gibt. Wir werden sehen! – Nur eines schon vorweg. Es gibt dann jedenfalls auch nicht mehr die beiden Theodizee-Probleme. Das erste, die Beseitigung der gesamten Moral durch Determination, haben wir gerade besprochen. Das zweite, die Unvollkommenheit der Welt, von den kleinen Nadelstichen bis zum schwersten Leid und Unrecht, wird im Folgenden ebenfalls entfallen: Gott kann uns unser Leid nicht nehmen, wenn er uns nicht zugleich unsere Freiheit, nämlich unser „Sein aus uns selber“, und damit unser ganzes Sein nehmen will – wie sich in der Folge zeigen wird. (6) Soweit die eine Auffassung, nämlich die herkömmliche biblische. Und nun die Gegenthese, die eine Evolution, eine Entwicklung zugrundelegt. Sie also will etwas grundsätzlich anderes. Worin besteht der grundsätzliche Unterschied? Etwa darin, dass die „biblische“ Wirkverursachung in einem einzigen Augenblick gesetzt wird – oder meinetwegen auch in sechs Tagen – während die Evolution Millionen und Milliarden Jahre braucht? Denn so ist es doch! Bei der „Evolution“ denkt mancher oder denken viele an die „endlosen Zeiträume“, die alles erklären sollen, die „ganze wunderbare Vielfalt der sogenannten Schöpfung“, die auf andere Weise „nicht nachvollziehbare Kompliziertheit der Dinge“; und dann hört mancher schon wieder auf zu denken; man soll das Denken ja auch nicht übertreiben. Die Determination bleibt also bestehen – in diesen Köpfen. Sie wird gerade geliebt. Denn mit ihrer Hilfe glaubt man dem lieben Gott andererseits ganz besonders gut beikommen oder auch entkommen zu können. Etwa so: „Der Soldat kann es sich sparen, zu Gott zu beten, die Kugel möge ihn nicht treffen; die Bahn der Kugel ist determiniert.“ Meine Freunde, er könnte trotz allem selbst noch den Töpfer-Gott bitten, denn dieser Gott, der wie jedes vollkommene Wesen von Ewigkeit her alles weiß, könnte ihn aus seiner Ewigkeit und Zeitlosigkeit heraus schon lange vorher erhören, als er gerade dabei ist, die Kugel so oder so zu determinieren! Entscheidend ist allerdings etwas anderes. Doch zunächst einmal: von der herkömmlichen biblischen Auffassung aus muss man, mit zwingender Notwendigkeit, auf die Determination alles Seienden schließen, Gott allein ausgenommen, während man vom Gedanken der Evolution mit Wirkung für die Evolution oder für sonst irgendetwas durchaus nicht dazu gezwungen ist! (7) Und sodann: der jetzt ins Auge gefasste Unterschied zwischen der biblischen Auffassung und der Evolution – „in einem Augenblick“, und seien es auch „sechs Tage“, oder aber „in endlosen Zeiträumen“, zyklisch oder nicht – dieser Unterschied geht nicht tief genug, schon weil er rein zeitlicher Natur ist. Die Zeit als solche, für sich allein, bewirkt gar nichts; sie ist nur eine der Arten und Formen, in denen wir das Wirken in dieser Welt auffassen, mit denen wir es uns subjektiv klarmachen. (8) Vor allem aber: entscheidend sollten die „endlosen Zeiträume“ sein, die schon für sich allein alles ohne Gott erklären sollten; ganz nebenbei aber sollte auch die Determination entscheidend sein, die der eine oder andere nötig zu haben glaubte, um vom Wirken Gottes nicht behelligt zu werden. Schon diese Zweigleisigkeit, und dann auch noch von beinahe kontradiktorischen Dingen, wie der Nichtexistenz Gottes und der Determination in der Welt, deutet auf ein intellektuelles Chaos hin. Im Unterschied dazu ist es klar: Da die Zeit nicht das Wesentliche ist, besteht das Entscheidende am Gedanken der Evolution darin, dass die Welt, einschließlich der Menschen, sich selbst gemacht haben soll, oder besser: „aus sich selber sein“ soll – „so dass wir Gott nicht brauchen,“ glauben die einen; „so dass wir auf uns selbst beruhen, wahre Innerlichkeit haben und uns begeistern können,“ sagen die anderen. „Und dass wir gerade dank dieser Begeisterung zum höchsten Wesen durchstoßen,“ so haben es alle höher organisierten Menschen in ihrem Unterbewusstsein und in dichterischer Begeisterung bisher empfunden. Und erst aus dieser so gedachten Autonomie ergeben sich die „endlosen Zeiträume“, weil die Welt nun einmal nicht so mächtig ist wie der als biblisch gedachte, determinierende Gott – und deshalb Zeit braucht, ohne dass die Zeit als solche dabei die treibende Kraft ist, und so, dass sie dabei eher schon ein Symptom und eine Folge unserer Schwäche ist. (9) Das heißt, die grundlegende Frage ist nun, ob die Welt wirklich sich selbst gemacht hat; oder besser: ob sie wirklich „aus sich selber“ ist; oder in philosophiegeschichtlichen Begriffen: ob Anselms epochemachender Gedanke (im „Monologion“), Gott sei „aus sich selber“, nun inzwischen auch auf die Welt angewandt werden muss, weil auch sie „aus sich selber“ wäre. Einwand: Warum sollte sie „aus“ sich selber, und nicht von Ewigkeit her ganz statisch „sie“ selber sein? Antwort: Dem Letzteren widerspricht ihre Dynamik, ihr ständiges Werden, Vergehen und wieder Werden; mit anderen Worten: die naturwissenschaftliche Tatsache und die in Gestalt unseres eigenen Willens sogar erlebbare Tatsache, dass „letzten Endes“ alles in der Welt ausschließlich und allein in Wirken und Dynamik besteht. Daraus ergibt sich zugleich, da wegen der gerade genannten Ausschließlichkeit nichts anderes existiert: dass alles in der Welt, insgesamt und im Einzelnen, zugleich auch Gewirktes ist, das allerdings, wie gesagt, ebenso gut im Wirken besteht; dass es demnach eine „Wirkung“ ist, die in ihrer „Ursache“ besteht, mit ihr numerisch identisch ist, und umgekehrt. Und die damit: „aus“ und „aus sich selber“ ist. Wir sahen ferner (im letzten Abschnitt des 5. Absatzes), dass die Welt nicht wirkursächlich aus Gott ist; aus denselben Gründen kann sie auch nicht wirkursächlich „aus“ irgendeinem anderen Wesen sein. Zum Beispiel können wir, und damit unsere Willensfreiheit, nicht „aus“ diesen oder jenen Neuronen sein – um noch einmal kurz auf eine der im Augenblick modischen pseudonaturwissenschaftlichen Thesen einzugehen – . Denn auch die Neuronen sind reine Energie, reines Wirken, und zugleich Gewirktes (denn sie sind ja Neuronen); also sind auch sie „aus sich selber“; und sie sind ein Teil oder ein dienendes, untergeordnetes Wesen jedes Einzelnen von uns, also unseres „aus uns Selber“. Wieso also sollen sie uns in dieser Eigenschaft determinieren? Hat man sie bei jemandem außer Funktion gesetzt oder ihre Unterordnung aufgehoben und dann die Folgen festgestellt? – ich glaube es im Übrigen nicht; aber – natürlich kann man Menschen krank machen oder sonst behindern; man muss dem Menschen, solange er in dieser unserer empirischen Schicht lebt, schon die Werkzeuge seiner Freiheit lassen, die er in sich gesammelt hat – indem „starke Geisteskraft/Die Elemente/An sich herangerafft“, gegen Ende von Faust I. Also die Welt oder irgendeines ihrer Wesen kann „aus“ keinem anderen sein; und ist folglich: „aus sich selber“. Nun ist das ein bisschen viel auf einmal. Zumal wir soeben für den Anfang auch die unvollkommene Formulierung benutzt haben, „die Welt habe sich selbst gemacht“. Frage: was ist von einer solchen Wirkung zu halten (von der Welt als „gemachter“), die mit ihrer Ursache (mit der Welt als „machender“) gleichzeitig ist und die sogar mit ihr identisch ist, insgesamt und im Einzelnen? Denn wir kennen von der äußeren empirischen Welt der „Erscheinung“ oder „Vorstellung“ her, von dem Gegenstand unserer fünf Sinne her, Ursache und Wirkung nur als zwei verschiedene Vorgänge; die wie zwei verschiedene Dinge voneinander getrennt sind. Fachlich ausgedrückt, in einem Terminus technicus: Ursache und Wirkung sind hier „numerisch“ voneinander verschieden. Soweit also, ganz klipp und klar, in der äußeren, empirischen Welt. Nun aber sollen wir es uns in unserem Innern (und analog dazu für alle anderen Wesen), innerhalb des „aus sich selber Seienden“, weil sozusagen „sich selber machenden“, offenbar anders vorstellen oder denken; was wir ebenso offenbar nicht richtig können. Antwort: das „aus sich selber Seiende“ ist, wie wir gezeigt haben, allerdings eine „Wirkung“, die von ihrer „Ursache“ nicht realiter, nicht wie ein zweites, weiteres Ding, also nicht numerisch verschieden ist; vielmehr ist sie in dieser Hinsicht mit ihr identisch; so dass Ursache“ und „Wirkung“ hier wirklich und tatsächlich nur zwei verschiedene Aspekte derselben Sache sind und dass es sich deshalb bei ihnen auch nur in einem weiteren, analogen Sinn um „Ursache“ und „Wirkung“ handelt. Das Verhältnis ist nicht ganz begreiflich; aber es schließt keinen begrifflichen Widerspruch in sich. Kant zum Beispiel behandelt die sich selber aufbauende und regenerierende Pflanze ganz genau in diesem Sinne als eine solche „Ursächlichkeit“, „dergleichen ... nicht begriffen“, aber „ohne Widerspruch gedacht“ „werden kann“ (Kritik der Urteilskraft, § 64, vor allem im 3. Absatz, §65, vor allem im 5. Absatz, 1. Hälfte). Und wir werden sehen, die Natur in uns und um uns herum gibt dem Königsberger Denker in umfassender Weise Recht; wir könnten uns die Sache so klarmachen: Der Wille ist eine Urerfahrung der gesamten Menschheit (Spengler meint zwar etwas anderes; aber er folgt dabei nur einer gewissen, nicht einmal allbeherrschenden Denkmode seiner Zeit). Der Wille aber ist eine subjektive Kraft; er ist es in einem viel tieferen Sinne als der Intellekt, dessen Subjektivität lediglich im Gegensatz des Gedankenbildes zur „objektiven“ oder als „objektiv“ gedachten Realität besteht. Der Wille dagegen ist die Urform der Subjektivität; er ist auch nicht, wie die Subjektivität der Erkenntnis, ein bloßer Teilbereich innerhalb unseres Wesens; sondern er ist die Subjektivität des Seins, und zwar des gesamten Seins; er ist das „Sein“, und zwar das dynamische Sein, „aus sich selber“, und insofern das „subjektive“ Sein, und zwar das allersubjektivste: nämlich das „Subjekt“! „aus“ dem „Subjekt“, das nicht nur in „sich selber“, im Subjekt, irgendetwas erkennt, sondern das „sich selber“, und zwar als Ganzes, schafft, im weiteren Sinne „sich selber schafft“! Daher, wie gesagt: der Wille als nicht zu überbietende Ur-Subjektivität. Wieso ist er die Subjektivität gerade unseres gesamten Seins? Aus folgendem Grund: Wäre er es nur für einen Teil, so wäre er mit dem Rest entweder überhaupt nicht verbunden; und es handelte sich um zwei verschiedene Wesen. Oder er wäre durch eine Wirkursache, die ihn determinierte, mit ihm verbunden, was seinem Wesen widerspricht. Oder er wäre als eine den Rest determinierende Wirkursache mit dem Rest verbunden; und in dem Fall wäre der Rest ein Teil von ihm. Wir wissen ja: „Die Welt als Wille“; und so erst recht „der Mensch als Wille“. Und im übrigen: der Mensch als freier Wille; denn das Verhalten ergibt sich zwingend aus dem Sein; die Freiheit liegt im Sein – auch das jedoch nur, wenn es aus sich selber ist. So beweist auch der Wille mit seiner Subjektivität, im Gegensatz zur bloßen Subjektivität des Intellektes, das „aus sich selber Sein“, das „ständige aus sich selber Werden“ zumindest eines Teiles der Welt: der Menschenwelt. Und er beweist im Übrigen zugleich die Unmöglichkeit eines Gottes, der durch determinierende Wirkursache diese Menschen schüfe, die frei sind, weil sie „aus sich selber“ sind, der also etwas schüfe, was (als contradictio in obiecto) begrifflich widersprüchlich ist. Die Moral beweist dasselbe: Das „aus sich selber Seiende“ wird, da ein „Sein aus anderem“ notwendig, von eben diesem anderen determiniert ist, auch von unserer moralischen Verantwortlichkeit vorausgesetzt, auch hier wieder in Verbindung mit unserem „dynamischen“, weil in nichts als Energie und Bewegung bestehenden, Wesen. Mit anderen Worten, für Willen und Moral als Belege des „aus sich selber Seins“: Eben dieses „Sein aus sich selber“ des Willens mit seiner Identität von „Ursache“ und „Wirkung“, diese „Ursache“ und „Wirkung“ nur im analogen oder weiteren Sinne, gehört dem Bereich der inneren und folglich ganz sicheren Erfahrung an. Oder erleben wir den Willen etwa nicht in unserem Innern? Oder ist uns das, was wir in unserem Innern haben, nicht unendlich sicherer als das, was wir in der von uns verschiedenen Außenwelt bemerken? Kants Argumente für die Welt als bloße „Erscheinung“ oder „Vorstellung“ beruhen in der Hauptsache auf dieser Verschiedenheit. Der Wille und sein „aus sich Selber“ dagegen gehören folglich der Welt an, wie sie wirklich ist, dem „Ding an sich“; hier aber ist das „aus sich Selber“ eine Realität – während in der äußeren Erfahrung, die uns durch Raum und Kausalität hindurch zuteil wird, wie gesagt, Ursache und Wirkung immer und ohne Ausnahme wie zwei Dinge voneinander getrennt „erscheinen“. Und schließlich zur Ausdehnung der beiden zuletzt genannten Beweise auf die gesamte Welt, über die Menschenwelt hinaus: Der Wille ist das „dynamische aus sich selber Seiende“ oder das „dynamische immer wieder aus sich selber Werdende“. Man überlege sich, ob man für den Willen eine bessere Definition, eine bessere Zusammenstellung von Begriffen findet: Wir wissen ohne Weiteres, dass unser Wille etwas „Dynamisches“ ist; wir kennen ebenso gut seine Subjektivität und damit sein „aus sich Selber“ (wir haben es besprochen) – und unter diese Definition nun subsumieren wir mit Notwendigkeit die Menschenwelt. Bis zum Gegenbeweis aber auch die übrige Welt, mit ihrer naturwissenschaftlich manifesten puren Dynamik, und weil ein Wesen, das als Ursache zur übrigen Welt hinzuträte, als das Behauptete auch das zu Beweisende wäre. So kommt man zu Schopenhauers „Welt als Wille“, mit anderen Worten: zur Welt, die „dynamisch“ und „aus sich selber“ ist; worum es uns in diesem Absatz ja ging – wenn Schopenhauer selbst auch auf andere Weise zu dem Gedanken gekommen ist und wenn er aus ihm auch nicht immer die richtigen Konsequenzen gezogen hat. Und nun verstehen wir zugleich, wieso die Natur dem Königsberger Denker (Kant) mit seiner Auffassung von der sich selber regenerierenden und insofern! „sich selber machenden“, „aus sich selber seienden“ Pflanze in der angekündigten umfassenden Weise Recht gibt: sie ist überall und ganz und gar „aus sich selber“. Frage: es hieß doch vorhin, das aus sich selber Seiende gehöre ausschließlich der inneren Welt an; nun aber soll es ganz unvermittelt die gesamte Welt schlechthin und ohne Einschränkung bedeuten. Antwort: das „dynamische Sein aus sich selber“, der strebende Wille, ist das, als was jedes einzelne Wesen in der Welt sich selbst, ohne seine fünf oder auch seine weniger als fünf Sinne, empfindet und erlebt, sofern es nur irgendeine Art von Erkenntnis, Bewusstsein oder Wahrnehmung hat; oder – um nun auch die Bereiche der restlichen Wesen zu erfassen – es ist das, als was es sich selbst empfinden und erleben würde, wenn es irgendetwas von diesen Dreien hätte; und ob es etwas davon hat, oder welche etwaige Analogie es dazu hat, das wissen wir nicht allzu sicher. Also: das „aus sich selber Sein“ ist hiernach die gesamte Welt von innen gesehen, als „Ding an sich“, in uns so gut wie in den übrigen Wesen; nur mit dem Unterschied, das wir diese Innenwelt in unmittelbarer Weise nur in uns selbst, und so denn ja auch als „Ding an sich“ erleben; und dass wir alle übrigen Wesen in unmittelbarer Weise nur als Außenwelt, als äußere Welt, und so denn auch nur als Welt der „Erscheinung“ oder „Vorstellung“ erfahren. Abendländischer Theismus. (10) Soviel nun auch zur Analyse und zum eigentlichen Kern – sofern wir uns noch an ihn erinnern – des Gedankens von der Entwicklung oder Evolution: zum abendländischen Gedanken vom „aus sich selber Sein“ der Welt (in Absatz 8); einschließlich der Menschenwelt, und von dem, was sich für unser Verhältnis zu einem Gott bis jetzt daraus ergeben hat. Dieser Gedanke aber steht nun im Grundgegensatz zu der herkömmlichen biblischen Auffassung von Gott als dem Schöpfer der Welt und zu der darauf aufbauenden Art des Theismus mit seiner determinierenden Wirkursächlichkeit für alles und jedes, da es von Gott durch diese Wirkursächlichkeit geschaffen wird, und darüber hinaus sogar „aus dem Nichts geschaffen“ wird. Amerika ist, wie gesagt, dabei, sich die letztere Auffassung in Gestalt des „intelligent design“: eines taktisch klügeren, diplomatischeren Kreationismus in besonderem Maße zu eigen zu machen – wir kommen noch ausführlicher darauf – und es pocht dabei mit dem schlechten alten Brustton der Überzeugung auf die angeblich unwiderlegliche moralische und theistisch-religiöse Überlegenheit seiner Wahl – der Bibel. Meine Freunde, die amerikanische politische Schicht und ihre Gefolgsleute wollen unbedingt die Lieblinge Gottes sein; bis zur äußersten Bigotterie, um ihre „manifest vocation“ oder „destination“ zu begründen, ihre angeblich „offensichtliche Berufung“ zur Herrschaft über die ganze Welt. Nun haben wir gesehen, dass die herkömmliche biblische Auffassung auf kürzestem Wege zum Atheismus führt; eine ganze Kette von Kombinationen geht dabei durch den Kopf desjenigen, der diese Weltnetzseite kennt – oder unabhängig von ihr genauso denkt. Was aber erst den Evolutions-Gedanken betrifft, so ist er bekanntlich nicht als alternatives Angebot zur Begründung des Gottesglaubens gedacht; vielmehr soll er ihn gerade zu Fall bringen und ersetzen; so dass die Lage für den Theismus eine Zeitlang sehr düster aussah. Aber dass der Evolutions-Gedanke wirklich geeignet sei, das Dasein Gottes zu widerlegen, gehört zu den zahlreichen Behauptungen, aus denen man zwar immer schon alle möglichen Konsequenzen gezogen hat, die aber von Anfang an bis zum heutigen Tage nicht bewiesen sind. Zumal man sich ja auch niemals klargemacht hat, dass der eigentliche Sinn dessen, worauf es beim Evolutions-Gedanken ankommt, im „aus sich selber Sein“ der Welt besteht; geschweige denn, dass man dann auch noch den nächsten Schritt getan und darüber nachgedacht hätte, was dieses „aus sich selber Sein“ der Welt, das „aus sich selber Sein“ von allem, was ist, bedeutet und in sich schließt. (11) Holen wir diesen letzten, noch übrigbleibenden Schritt nun nach, so kommen wir zunächst auf den Gedanken: Da das aus sich selber Seiende mit seinem ganzen Sein: mit seinem Dasein und mit seinem Sosein, mit seiner Existenz und seinen Qualitäten, und mit allen seinen Energien und Ausmaßen allein von sich selber abhänge, so habe es längst, ganz zeitlos und von Ewigkeit her, und erst recht, ohne auf unseren elenden, langsamen und unvollkommenen menschlichen Fortschritt oder auf die ebenso elende Entwicklung unserer Welt zu warten, ein absolut vollkommenes Wesen aus sich gemacht. (12) Oder sollte es etwa daran gescheitert sein, dass es nicht auf die Idee gekommen wäre, das zu tun? Denn, wie zeitlos und ewig und ewig-augenblicklich auch immer, eine Entwicklung musste ja auch dieses Wesen durchlaufen, schon wegen der Dynamik, die allem Seienden zumindest von unten her bis zu uns herauf eigen ist; und zwar musste es diese Entwicklung vom Nullpunkt aus durchlaufen! So dass das Fehlen der Idee, auf die es hätte kommen müssen, ihm an diesem Punkt der extremen Schwäche vielleicht noch den Garaus hätte machen können. Mit anderen Worten: sollte es so sein, dass das „aus sich selber Seiende“ es ganz am Anfang noch nötig hatte, geweckt zu werden? Nein! Denn erstens hätte es diese Schwäche selber schaffen müssen, da es ja aus sich selber ist, und mit keiner Faser seines Wesens aus irgendetwas anderem. Es hätte seine „Schwäche“ selber in der Hand, so dass sie eben keine Schwäche, sondern ein glattes, klares Wollen wäre! Dieses Wollen aber hat sich auf die Schaffung seiner eigenen Vollkommenheit gerichtet. – Oder hätte etwa schon ein winzig kleines Hindernis außerhalb des „aus sich selber Seienden“ genügt, um dasselbe zu bewirken, was das gerade genannte Fehlen der Idee innerhalb seines Wesens selbst zur Folge gehabt hätte? Auch das ist nicht möglich! Denn wie wir (in Absatz 9) gesehen haben, ist schlechthin alles, was ist, aus sich selber; so dass auch das „Hindernis“ ein Teil des aus sich selber Seienden wäre. Das selbstverständlich um seiner Vollkommenheit willen seine Einheit wahren müsste, da eine Vielheit immer eine Begrenzung und so auch eine Unvollkommenheit der einzelnen Wesen, und infolgedessen, solange sie einzeln blieben, aller Wesen bedeuten würde. Was auch immer also für das „aus sich selber Seiende“ als Hindernis gedacht werden könnte, schon von Ewigkeit her nach der eigenen Vollkommenheit zu greifen – das „aus sich selber Seiende“, und infolgedessen alle wirklichkeitsauslösenden Faktoren in sich selbst Enthaltende, müsste dieses Hindernis selber schaffen; was es um seiner eigenen Vollkommenheit willen niemals täte. Soviel als erster Grund für diese Sicherheit; wir werden im Folgenden einen zweiten, besonders frappierenden Grund kennen lernen. (13) Ziehen wir also angesichts des Gegensatzes zwischen der herkömmlichen biblischen Auffassung und dem Gedanken von der Entwicklung oder Evolution noch einmal unsere erste grundlegende Konsequenz! So führt die herkömmliche biblische Auffassung, oder genauer: so führt die herkömmliche Auffassung von der Bibel zum Atheismus (siehe vorhin im 5. Absatz) – wir werden uns noch fragen, ob das vielleicht sogar die Absicht gewisser falscher Frommer oder Frömmler ist – . Und der Gedanke von der Evolution? Der ja nun ein spezifisch abendländischer, und kein biblischer Gedanke ist? Führt zu der Konsequenz vom Dasein eines Wesens, das nicht nur „aus sich selber“ ist und folglich ein freies Wesen ist, sondern das aus demselben Grund zugleich unendlich und vollkommen ist und so denn auch zeitlos und ewig. Eine zeitlose Entwicklung also und ein ewiges, vollkommenes Wesen als letzte Konsequenz des Gegensatzes zum falschen Töpfer-Gott der falschen Frommen! – Überhaupt, glaubt man, alle diese Dinge wären so unendlich schwer, „Ignoramus ignorabimus“ „Wir wissen es nicht und werden es nie wissen“? Das ist genau das, was man uns einreden will. Descartes, Odin und Thor. (14) „Aber wo bleiben wir, die Welt und die Menschen? Und dann noch eine ganz andere Frage, lieber Phylax: Ist denn in der ganzen langen tausendjährigen Geschichte der Begriffe und des Denkens, seit Anselm `von Canterbury´ aus dem Aostatal, niemand vor dem Autor von www.rochol.net auf eine solche Idee von einem echt abendländischen Gott gekommen? Bisher spielten diese Rolle der abendländischen Göttlichkeit immer nur Odin und Thor oder ähnliche Leute.“ Freunde! ihr sollt auf beide Fragen eine Antwort haben. Und dazu auch noch auf Fragen, die ihr euch bis jetzt vielleicht noch nicht einmal gestellt habt: (15) Bezeichnenderweis war es gerade Descartes, mit seiner besonders starken Begünstigung der Essenz, und mit seiner dementsprechenden Vernachlässigung des Existenziellen, der ( vielleicht dank ausgleichender Nemesis aus den Tiefen des Intellektes) dem existenziellen Grundgedanken vom „aus sich selber Seienden“ eine erste Konsequenz verlieh – wenn auch nur irreal-hypothetisch („Wenn ich von mir wäre.“ Ich bin es aber nicht!) und noch äußerst roh behauen – : „ ... wenn ich von mir wäre ... so hätte ich mir ... alle ... Vollkommenheiten gegeben und wäre ... selber Gott ... “ „ ... si a me essem ... omnes … perfectiones … mihi dedissem, atque … ipsemet Deus essem … « (« Meditationes de prima philosophia », III, im zehntletzten Absatz). Der Text lautet vollständig: Aber, wenn ich „von mir“ wäre, würde ich weder zweifeln, noch wünschen, noch würde mir überhaupt irgendetwas fehlen, denn ich hätte mir alle Vollkommenheiten gegeben, von denen ich irgendeine Vorstellung in mir hätte, und so wäre ich selber Gott: ich brauche auch nicht zu denken, vielleicht lasse sich das, was mir fehlt, schwerer erreichen als das, was ich schon in mir habe, denn ganz im Gegenteil, es liegt auf der Hand, dass es bei Weitem schwerer war, dass ich, das heißt die denkende Sache oder Substanz, aus dem Nichts auftauchte, als dass ich die Kenntnis der vielen Dinge erlangte, die ich nicht kenne und die nur Akzidenzien jener Substanz sind. Und ganz sicher hätte ich mir, wenn ich jenes Größere „von mir“ hätte, jedenfalls das, was leichter zu haben ist, nicht versagt: aber auch sonst nichts von dem, wovon ich erkenne, dass es in der Idee von Gott enthalten ist; denn natürlich erscheint mir nichts als schwerer zu verwirklichen: wenn aber etwas schwerer zu verwirklichen wäre, so würde es mir sicher auch als schwerer erscheinen, da ich ja das Übrige, was ich habe, „von mir“ hätte, weil ich in jenen Dingen die Grenzen meiner Möglichkeiten erführe. Dabei übersah Descartes zwar die Modifizierung, dass die Gottwerdung als Konsequenz, die er zur reductio ad absurdum unseres „von uns Seins“, „aus uns selber Seins“ auf jeden Einzelmenschen anwendete (um durch die Unmöglichkeit der Konsequenz die Unmöglichkeit unseres „aus uns selber Seins“ nachzuweisen) – Descartes übersah also, dass diese Gottwerdung als Konsequenz nur für die Gesamtheit! des Seins zu gelten braucht; d.h. dass dieser Konsequenz Genüge getan ist, wenn nur die Gesamtheit! des Seienden (die Gesamtheit! der „Welt als Wille“) ausschließlich in der Person (oder Überperson) eines anderen!, als wir es sind, die Unendlichkeit und Vollkommenheit erreicht hat, die dem „aus sich selber Sein“ allerdings entspricht: eine Unendlichkeit und Vollkommenheit sozusagen „von Anfang an“, in unmittelbaren Begriffen: zeitlos, ohne die zögernde, hinhaltende Sukzessivität in der empirischen Schicht, von Ewigkeit her. Und Descartes übersah damit zugleich – hier haben wir die Antwort auf die erstere der beiden Fragen (wo in dem altneuen System die Welt und die Menschen bleiben) – : dass wir! nur der dynamische Weg des aus sich Selber (der als „Ding an sich“ ebenfalls zeitlose „Wille“) zu diesem Ziel zu sein brauchen: ganz und gar im besten Sinne unserer Existenz: des „ständigen Strebens“ und „Werdens“, der „Innerlichkeit“, der „Subjektivität“, die (laut Kierkegaard) „die Wahrheit ist“, der „Begeisterung“ (als äußerster, konstruktiver Steigerung unseres Willens), in der wir „Gott haben“, durch die wir uns „im Göttlichen ausweiten“ und mit ihm in Berührung kommen; – wir haben nun auch die soeben angekündigte, zweite Grundlage für die Einsicht, dass das „aus sich selber Seiende“ ganz sicher reif genug war, um auf die Idee eines vollkommenen Wesens zu kommen; denn spätestens wir, die Zwischenstufe des „aus sich Selber“, als Teil von dessen Gesamtheit, haben ja dieses Konzept – und Descartes hat also ganz sicher verkannt, dass nach allem bis jetzt Gesagten unser „aus uns Selber“ alles andere als absurd ist, dass es vielmehr so, wie vorhin analysiert, auf die höchste Steigerung des Seins über uns hinaus sowie auf den jetzt wiedergegebenen besten Sinn auch unserer menschlichen Existenz schließen lässt; und dass wir zugleich um unserer Moralität willen gezwungen sind, das „aus sich selber Sein“ des Menschen, und zumindest analog dazu auch das der übrigen Welt, vorauszusetzen. So dass von Descartes´ reductio ad absurdum, der logischen Konsequenz, deren absurdes Ergebnis auch die Prämissen als absurd erweisen sollte, nichts als ein reductio, eine richtige Konsequenz, eine konsequente Gedankenkette, übrigbleibt; womit jeder zugleich die Antwort (nämlich „Nein, aber“) auch auf die zweite der beiden soeben gestellten Fragen erschließen kann (ob denn niemand vorher auf das jetzt zutage getretene System gekommen ist). Peroratio: Zur Klärung des bisher Gesagten. (16) Etwas benommen, lieber Leser? Ich bin nicht schuld, dass die jetzige Zusammenstellung von Begriffen uns so ungewohnt ist; jedenfalls strengt sie uns nur deshalb so ungebührlich an. Es sind die wahren Begriffe unserer Kultur und unserer Existenz seit tausend Jahren, seit Anselms Gedanken vom „aus sich Selber“, das er noch allein auf Gott anwandte. Und das sich dann schließlich, bis heute, als unser Grundgedanke erwiesen hat. Kierkegaard, der erste bewusste oder einer der ersten bewussten Denker des Existenziellen, sagte einmal, Hegel habe nicht wirklich gewusst, worum es gegangen sei; und so sind wir denn, meine Freunde, seit dem 19. Jahrhundert vom Thema abgekommen; das unter anderem www.rochol.net in bescheidener Weiterführung einiger entscheidender Denker wieder aufgenommen hat; für manchen vielleicht etwas gewaltsam; subjektiv gewaltsam! Aber nicht, wenn man auf die Sache sieht. Deshalb ist er nicht schuld, wie gesagt. Warum hat er das Thema wieder aufgenommen? Allen Ernstes: Um es wirklich und wahrhaftig zu Ende zu führen! Oder findet ihr es bescheidener, wenn jemand die Aufmerksamkeit anderer in Anspruch nimmt, ohne die ernsthafte Absicht, ihnen Brauchbares mitzuteilen und klarzumachen? Ihr habt das Ende des Gedankens gerade kennen gelernt, in knapper Ausführung, versteht sich – genau verstanden auch nur über „Gott und die Freiheit“, noch nicht über die so genannte „Unsterblichkeit“. Aber Breite und Tiefe der Ausführung sind jedenfalls im Buchhandel längst vorhanden; siehe dafür u.a. die Startseite von www.rochol.net. Vor allem aber, meine Freunde, meine Brüder, an deren Zustimmung und an deren Bundesgenossenschaft auf lange Sicht mir so unendlich viel gelegen ist, um unseres Vaterlandes willen, um Europas willen: das übergeordnete Ziel ist jetzt, hier, auf dieser Weltnetzseite nicht philosophischer, nicht grundbegrifflicher Natur; sondern jetzt verfolgt der Gedankengang einen politischen Zweck. Ich könnte auch von einem geistigen Zweck in einem ganz prägnanten Sinne reden; denn was ist geistiger als Grundbegriffe und Grundgedanken unserer Existenz, die auch an sich und als solche absolut ernst und sachlich gedacht sind und die dennoch zugleich politischen Zielen dienen? (17) Ich gehe im Augenblick nicht weiter in die Tiefe; aber ich gehe nun doch immerhin noch ein wenig ins Farbige, Anschauliche, Literarische und insofern ins Kierkegaardische – obwohl Kierkegaard wahrhaftig nicht nur Literat, sondern zumindest ebenso sehr ein Denker war. Also, zur Anschaulichkeit! Von was? Vom Willen, vom „aus sich Selber“, in uns und außer uns, um uns herum, in der gesamten Welt, und weit über sie hinaus, bis zur höchsten Steigerung des „aus sich Selber“, zum höchsten Wesen, so wie ich es vorhin zu verdeutlichen suchte. „Aber Phylax, der Wille wirkt zwar in der äußeren Welt; aber erlebt und erfahren wird er nur in der inneren Welt, der `Innerlichkeit´. Und in ihr gibt es keine Anschauung, und keine Farben.“ Aber es gibt dort etwas Analoges: die konstruktiven, aufbauenden, schöpferischen Gefühle: die Liebe, die Leidenschaft, die leidenschaftliche Begeisterung; die schließlich zur Tat, auch zur politischen Tat und überhaupt zu Konsequenzen führen; und die sämtlich nichts anderes sind als „farbige“ Nuancen, als Schattierungen und jedenfalls lebendige, „malerische“ Äußerungen des Willens, des „dynamischen aus sich Selber“; sie sind die „Innigkeit“ und „Innerlichkeit“ im besten Sinne; sie projizieren das, was im gesamten Bereich des Seienden „aus sich selber“ bis zur Konstituierung des höchsten und vollkommenen Wesens von Ewigkeit her vor sich geht und vor sich gegangen ist, als aufbauende „Leidenschaft“ und „Begeisterung“ in unser Inneres; sie sind zugleich ein Teil dieses gesamten aufwärtsstrebenden Wesens. Und ich zitiere nun in diesem Sinne (etwas gekürzt und etwas verändert) aus der vorhin genannten Literatur z.B. folgende Anspielungen und Hinweise, die man im Ganzen schon verstehen wird, wenn man sie erst ruhig und geduldig bis zu Ende gelesen hat. Also: (18) Vergleiche mit der „Selbstliebe“ in Kierkegaards „Nachschrift“, über Selbst und Selbstliebe hinausgehend: die „Innerlichkeit“ überhaupt, die „Subjektivität“: das „aus sich Selber“, das „die Wahrheit ist“ und in dem wir „Gott haben“, „Gott erfassen“ und erfahren. Siehe als Beispiel: „Oder was sind jene Menschen im Vergleich mit dem Gott, was die Erquickung all ihres geschäftigen Lärmens im Vergleich zu der Lieblichkeit jener einsam sprudelnden Quelle, die in jedem Menschen ist, jener sprudelnden Quelle, worin der Gott wohnt, jener sprudelnden Quelle in der tiefen Stille, wenn alles schweigt.“ Dabei wohnt „der Gott“ nicht schlechthin in der Quelle, die in uns ist, so als ob er ein Teil von uns wäre, mit uns numerisch identisch wäre, was bei Kierkegaard nie gemeint ist. Vielmehr ist der Gott „in“ uns der Ausdruck der innigsten Innigkeit unseres Verhältnisses zu Gott: unseres Willens – des „dynamischen“ „aus sich Selber“, wie es das gesamte Sein ist – und so auch unseres Seins zu ihm und der daraus hervorgehenden Erfahrung von seinem Wesen. Das heißt, die „Quelle“ sprudelt nicht nur in Gestalt unseres eigenen „aus sich Selber“: unserer eigenen Innerlichkeit und Ur-Subjektivität. Sondern sie bildet den inneren Strom, bildet als Wille: als dynamisches aus sich Selber, das „Ding an sich“ des gesamten Seins; dessen strebende und insofern unvollkommene (abgezweigte und zum Hauptstrom zurückgeführte) Stufe vor allem wir selber mit unserer Innerlichkeit sind; und dessen tiefinnerste, von unserer Schwäche und von unserem Elend numerisch verschiedene Vollendung aus derselben „Quelle“ – kraft des gleichen „aus sich Selber“ – der infolgedessen von uns, in Begeisterung und Leidenschaft, grundsätzlich auch erfahrbare Gott ist. Soweit in der „Nachschrift“, über Selbst und Selbstliebe hinaus: die „Subjektivität“ und „Innerlichkeit“ überhaupt, die zu einem Gottes-Verhältnis erwächst, zugleich als Grund- und Oberbegriff der „Selbstliebe“ in den „Philosophischen Bissen“, die aus demselben Grund zu einem Liebes- (: Willens- : Seins- : Erfahrungs-)Verhältnis zu Gott wird: zur erlebnishaften Herleitung Gottes aus unserer – für sich betrachtet, nicht intellektuellen, sondern dynamischen – „Subjektivität“ (dem Willen), aus ihrer (seiner) höchsten Steigerung: der „unendlich“ „leidenschaftlichen“ „Innerlichkeit“ und Begeisterung, in der wir „Gott haben“. Ferner wird aus der „Subjektivität“, der „Innerlichkeit“, über Kierkegaards erlebnishafte Begriffe hinaus: „Sein aus sich selber“ (A-se-i-tät) – der Grundgedanke unserer Philosophie des Abendlandes, vielleicht auch unserer ganzen europäischen Philosophie – von Anselm, dem Vater „der Scholastik“, (im „Monologion“ Kap.3-6) zuerst, wenn auch noch ausschließlich auf Gott (und die menschliche Natur des menschgewordenen Gottessohnes) angewandt. Und dementsprechend lässt sich aus dieser unmittelbaren Begriffsbestimmung jeder Innerlichkeit, der Innerlichkeit als „aus sich selber Seiender“, einschließlich der menschlichen Innerlichkeit, die bis an Gott heranreichende und vor allem Gott miteinschließende „begeisternde“ „Unendlichkeit“ ihrer Kraft und „Leidenschaft“ in ebenso unmittelbaren Begriffen deutlich machen – und zwar ganz unabhängig von unseren inneren, erlebnishaften Begriffen: dieser Projektion oder Partikel des Gesamtseins, das sich kraft seines „aus sich Selber“, in seiner höchsten Stufe von Ewigkeit her zeitlos als Gott ausbildet und ausgebildet hat. Nämlich gemäß dem von Descartes (in der III. Meditation, siehe vorhin) zum Teil oder auch unfreiwillig vorbereiteten Gedanken: Das „aus sich selber Seiende“ habe sich, da es mit seinem ganzen Sein (Dasein, Sosein, mit allen seinen Energien und Ausmaßen) allein von sich selber abhänge, von Ewigkeit her sozusagen „augenblicklich“ zu einem allerhöchsten, vollkommenen Wesen entfaltet. – (Sogar eine – im Übrigen absurde – freiwillige Nichtentfaltung, Selbstbehinderung, Destruktivität einer solchen unaufhebbar, auf ewig freien, zur Selbstsetzung unwiderruflich befähigten Stufe würde deren ebenso ewige Entscheidung und damit ihr ewiges Dasein voraussetzen: ihr ewiges „Decerno ergo sum“ in sich schließen, ihr ewiges „Ich entscheide mich, also bin ich“. Oder dasselbe, noch einmal und im Einzelnen durchdacht: Ihre Entscheidung, die zunächst einmal ihr Sein voraussetzt, würde aa) entweder zur anschließenden Selbstvernichtung führen; und aus dem „aus sich selber seienden“ Gesamtsein würde sich daraufhin, wieder nach dem Gesetz des „Decerno ergo sum“, die höchste Stufe augenblicklich von neuem setzen, da der Platz ja gerade frei geworden wäre und da sie, um sich entscheiden zu können, erst einmal existieren müsste; und so weiter – wenn die Selbstvernichtung fortgesetzt würde! Was sie mit Sicherheit jedoch nicht wird, da sich die höchste Stufe, wenn sonst aus niemand anderem, dann mit Sicherheit aus unserer Mitte, dem menschlichen „aus sich Selber“, endgültig setzen würde. Wir kennen uns insoweit! Oder bb) die Selbstvernichtung wäre insoweit ausgeschlossen, als die entscheidende höchste Stufe immer noch das Freiwerden des höchsten Platzes verhinderte, was ihre Existenz voraussetzen würde, wenn sie vielleicht auch destruktiv wäre. Gott hätte sich dann für das Böse entschieden, was wir ganz sicher auch an vielem anderen erkennen würden. Eine absurde Antwort, alles insgesamt? Kein Wunder, Freunde, da die Voraussetzung, die freiwillige Nichtentfaltung, ebenso absurd und destruktiv ist. Und das Geheimnis der Absurdität? Vielleicht ist es der weitergedachte Kierkegaardische Gedanke aus der „Krankheit zum Tode“, wonach es unmöglich ist, kraft seines eigenen Wollens, das ja Sein ist, nicht mehr zu sein . ) – Es geht bei all dem und im Ganzen also um den Gedanken, das „aus sich selber Seiende“ habe sich aus den genannten Gründen, kraft seines „aus sich Selber“, von Ewigkeit her zu einem allerhöchsten, vollkommenen Wesen entfaltet. Da es aber zu dieser Entfaltung in unserer Gestalt und derjenigen der übrigen Welt offensichtlich nicht gekommen sei, so seien sie und wir mit unserem tief„innerlichen“ Sehnen und „Streben“ die „dynamische“, durch und durch bewegte, als „Ding an sich“ zeitlose Vorstufe einer außerhalb von uns „lebendigen“ oder richtiger: einer außerhalb von uns wollenden, vollkommenen Stufe des „Seins aus sich selber“. Ein Einwand, dessen Widerlegung wir schon kennen. (19) Wie gesagt: mit unserem tiefinnerlichen Sehnen und Streben, mit unserer Begeisterung und unserer Leidenschaft. Im Übrigen: ich habe nichts dagegen, wenn jemand nun gleich an „leere“ Begeisterung und „leere“ Leidenschaft denkt. Ich habe das erlebt! Ich habe nun allerdings zwar nicht von „Leere“ gesprochen; aber was ficht es mich an, wenn jemand meine Worte verdreht; es gehört ja gerade zu den Dingen, auf die ich immer wieder aufmerksam mache: dass es Auftragsschreiber und Nachschwätzer gibt. Allerdings füge ich ausdrücklich hinzu, dass das, was dazu führt, allerdings Gefühle sind; denn es ist nicht mehr als Recht, dass Menschen, die sehr vieles nicht verstehen, sich dann augenblicklich wieder überlegen fühlen und auf diese Weise irregeführt werden. Vor allem aber, das, worauf es ankommt: ich wollte den gerade noch einmal entfalteten theistischen Gedanken durch die genannten psychischen Realitäten, über die gewisse künstliche Persönlichkeiten nach einer wunderbaren Bildungsentwicklung glücklich erhaben sind, andeutungsweise in unsere gesamte Geistesgeschichte einordnen; oder sagen wir besser: ich wollte eine Grundlage für die Einordnung schaffen – siehe insgesamt die Bezugnahme auf der Startseite von www.rochol.net – . Und eines der übergeordneten Ziele – um darauf zurückzukommen – ist die Klärung eines grundlegenden Gegensatzes, zwischen dem konstruktiven und dem destruktiven Flügel des Abendlandes; um danach geistig-politische Konsequenzen für die Vertreter der beiden entgegengesetzten Seiten zu ziehen, im Übrigen auch für die katholische Kirche! Auf der einen Seite also: das „intelligent design“, ein bigotter oder unentwickelter Bibelglaube, an den großen „Maker“ (den großen „Macher“), mit grober und elender Determination der gesamten Welt einschließlich der Menschenwelt und mit der zugleich darin liegenden Aufhebung aller moralischen Regungen des Menschengeschlechtes; vor allem aber mit dem Bestreben, sich bei Gott durch die Berufung auf die Bibel Liebkind zu machen, soweit man an ihn glaubt, in jedem Falle aber, seine „manifest destination“ oder „vocation“ zu belegen: nämlich vor dem gesamten Menschengeschlecht den bigott-religiösen Beweis dafür zu führen, dass man berufen sei, alle anderen zu beherrschen. Wahrhaftig, man offenbart ein edles Inneres, indem man verrät, dass man darauf Wert legt. Im Übrigen haben diese Leute sogar eine Frist für die Durchsetzung ihres albernen, künstlichen Glaubens in der Öffentlichkeit gesetzt: das Jahr 2020; eine Datierung, die uns auf psychologischem Weg gleich alles verrät: die ganze kindische, menschlich unreife Herrschsucht, die dem zugrunde liegt; und die zu absolut unerträglicher Tyrannei erwachsen würde, wenn sie tatsächlich einmal die Möglichkeit erhielte, sich ungehindert auszuwirken. Das also ist die eine Seite des Gegensatzes. Auf der anderen steht: die Erkenntnis des „aus sich Selber“ von Welt und Menschen, von einem selbst, des tiefinnerlichen „aus sich Selber“, das als sein tiefstes und entscheidendstes Symptom unsere ethische Verantwortlichkeit begründet, das darüber hinaus unsere kulturelle Schöpferkraft hervorbringt und das vor allem zugleich die zwingende Prämisse für die Schlussfolgerung auf die Existenz des Allerhöchsten ist. (20) Es wird sich zeigen – wenn es das nicht schon getan hat – ob meine Charakteristik der beiden Seiten sachlich und gerecht ist; jedenfalls bringe ich jetzt, aus der inzwischen ziemlich ausgedehnten Diskussion über Kreationismus und „intelligent design“, eine Perle aus den Habseligkeiten der Gegenseite, eine verhältnismäßige Perle; aber immerhin ein Argument – das allerdings eher für die Letztere der beiden gerade genannten Geistesrichtungen spricht. Ein Professor Peter Öhrström, dr.scient., schreibt in der dänischen Wochenzeitung Weekendavisen (vom 12. - 18. August 2005, auf Seite 9) unter der Überschrift Unintelligent: Lone Frank charakterisiert in Weekendavisen vom 29. Juli unter der Überschrift „Unintelligenter Entwurf“ den Gedanken des „intelligent design“ als ein neues und vor allem amerikanisches und rechtsorientiertes gedankliches Modell der Natur. Und zwar völlig zu Unrecht. Es ist allerdings richtig, dass in den USA in letzter Zeit eine Reihe wesentlicher wissenschaftlicher und wissenschaftsphilosophischer Bücher erschienen sind, die für den Gedanken des intelligent design in der Natur argumentieren. Am wichtigsten in diesem Zusammenhang sind wohl die Bücher von William Dembski und Michael Behe. Aber der zentrale Gedanke bei dem „intelligent design“ – das heißt, dass sich eine Ordnung in der Natur findet, die sich einer schaffenden und erhaltenden Intelligenz verdankt – ist ja durchaus nicht neu. Ganz im Gegenteil ist das die klassische naturwissenschaftliche Auffassung. Alle maßgebenden Pioniere der Naturwissenschaft (Kepler, Galilei, Pascal, Newton und so weiter) glaubten, dass die Natur und das Universum als Ganzes von Gott geschaffen sind, und dass der Mensch, indem er die ihn umgebende Welt erforscht, eine erhabene Weisheit findet, die in Natur und Universum zum Ausdruck kommt. Die Pioniere der Naturwissenschaft betrachteten ihre Wissenschaft direkt als eine Art Gottesdienst. Wenn sie Beispiele für intelligent design in der Natur fanden, sahen sie darin eine Gelegenheit, durch die Beschreibung des Gegenstandes in der Sprache der Wissenschaft (besonders der Mathematik) den erhabenen Schöpfer zu ehren. Es deutet vieles darauf hin, dass die entscheidende Triebkraft für den Durchbruch und das Aufblühen der Naturwissenschaft nichts anderes war als dieser Glaube daran, dass es eine solche nachweisbare Ordnung gibt, das heißt ein intelligent design in der Natur, das sich mit wissenschaftlichen Methoden nachweisen lässt. Wenn man die neue amerikanische Literatur über das intelligent design liest, entdeckt man bald ein starkes Bewusstsein vom Erbe der langen wissenschaftsgeschichtlichen Tradition und nicht zuletzt der Pioniere der Naturwissenschaft. Das hat Lone Frank anscheinend überhaupt nicht verstanden. Es fällt mir deshalb schwer zu glauben, dass sie in nennenswertem Umfang in der Literatur gelesen hat, die sie in der Zeitung kritisiert. Die Art von atheistischem Materialismus, an den Lone Frank anscheinend glaubt, ist dagegen als bedeutender Faktor in naturwissenschaftlichen Kreisen relativ neu. Es besteht meiner Meinung nach auch kein besonderer Grund für die Erwartung, es werde eine besonders wertvolle Wissenschaft aus dem Glauben hervorgehen, es gebe kein intelligent design in der Natur. Alle Wissenschaftler forschen ja nach ordnenden Prinzipien, Mustern, Gesetzen, Zusammenhängen etcetera – also nach etwas, das jedenfalls in vielen Fällen nach einem intelligent design aussieht. Diejenigen Wissenschaftler, die sich zum atheistischen Materialismus bekennen, werden es dann also als eine wichtige Aufgabe ansehen zu argumentieren, dass das, was einem intelligent design gleiche, es in Wirklichkeit nicht sei. Es ist etwas merkwürdig Verdrehtes an dieser Übung. Aber warum auch bestreiten, dass das, was einem intelligent design gleicht, es auch tatsächlich sein könnte? Jedenfalls kommt es mir naiv vor zu behaupten, es sei intelligenter, an ein un-„intelligent design“ als an ein intelligent design zu glauben. (21) Meine Freunde! „Alle maßgebenden Pioniere der Naturwissenschaft glaubten“ an ein intelligent design? Und der „atheistische Materialismus ist als bedeutender Faktor in naturwissenschaftlichen Kreisen relativ neu“? Ja! so ist es! Die weltanschaulichen Verhältnisse sind bei den Naturwissenschaftlern nicht anders als in der übrigen Bevölkerung, „Bildung“ und „Nichtbildung“ mit eingerechnet; aber das ist denn auch alles, mehr ist nicht bewiesen. Vor allem ist es unsauber, die naturwissenschaftliche Genialität und Autorität eines Kepler, eines Galilei unversehens und unbemerkt, in schleichender Weise auf begriffliches, philosophisches Gebiet ausdehnen zu wollen. Es „ist die klassische naturwissenschaftliche Auffassung“, „dass sich eine Ordnung in der Natur findet, die sich einer schaffenden und erhaltenden Intelligenz verdankt“? O nein! Es ist eine philosophische Auffassung, die hier zum Ausdruck kommt, mag sie auch tausendmal von Naturwissenschaftlern vertreten worden sein; und ich habe nie gehört oder selbst bemerkt, dass Kepler, Galilei usw. bedeutende Philosophen gewesen seien. Die „maßgebenden Pioniere der Naturwissenschaft“ hatten keine besseren Argumente zugunsten des intelligent design als andere; denn dass es „ordnende Prinzipien, Muster, Gesetze und“ sinnvolle „Zusammenhange“ in der Natur gibt, weiß ja jeder; nur sollte eben auch jeder wissen, dass es in der Natur ebenso gut brutale, schreckliche und sinnlose Dinge gibt. Sollte es so sein, dass die so genannten „Frommen“ sich wegen ihres intellektuellen Leichtsinns und ihrer intellektuellen Unsauberkeit schämen müssen? Wir werden sehen: „Vieles deutet darauf hin, dass die entscheidende Triebkraft“ in der Naturwissenschaft der Glaube an ein intelligent design war? „Vieles deutet darauf hin“ ist nur eine Redewendung, Herr Öhrström! Nennen Sie ein Beispiel! Es könnte genau so gut sein, dass der tiefe christliche Glaube und danach der säkularisierte christliche Glaube an eine zweite, bessere, weniger unvollkommene Natur der Quell der abendländischen Technik gewesen ist. Der Technik, die nämlich tatsächlich eine zweite, bessere Natur schafft; und man könnte nun mit ähnlicher Ironie wie Herr Öhrström sagen: Aber warum auch bestreiten, dass das, was der Schaffung einer besseren, etwas weniger unvollkommenen Natur gleicht, in Wirklichkeit auch ganz genau so gemeint sein könnte? (22) Und weiter: „Intelligent design“ bedeutet nicht nur „intelligenter Entwurf/intelligente Planung“; sondern es bedeutet eingestandenermaßen: ein eben solches „design“ durch ein intellektuell und ethisch vollkommenes Wesen. Auch das ist in der jetzt laufenden Debatte gelegentlich bestritten worden; aber ich denke nicht daran, mich auf Halbstarken-Sophismen einzulassen – um es noch in halbwegs freundliche Begriffe zu fassen; Sophismen gehören zu den Verhaltensweisen, die eine ehrliche und ernste Wahrheitsfindung unmöglich machen; mögen die, die sich so verhalten, unter sich allein weiterreden! Und nun wollen wir einmal sehen! Gibt es Naturkatastrophen? Ja! fürchterlichsten Ausmaßes; und sie sind zahlreich genug. Plagt die Natur Mensch und Tier auch noch darüber hinaus? Ja, reichlich, tagtäglich, mit wenigen Ausnahmen: schon durch die Tatsache, dass zumindest Mensch und Tier überhaupt Schmerz empfinden. Sie plagt uns angesichts dessen durch den Mangel der Güter, die wir brauchen, durch ihre weitgehende Unangepasstheit an unsere Bedürfnisse und Schwächen. Warum plagt uns oft quälender Hunger? Warum haben wir Todesangst? Natürlich, zum Teil kommt die Natur uns auch entgegen; aber wenn sie nicht einmal das täte, wäre unser Dasein kein Tränental, es wäre eine Hölle. Die Luftbewegungen, die Temperaturen usw. sind in sehr vielen Fällen zu heftig; und richten die verheerendsten Schäden an; die Grenzen zwischen Land und Meer bringen tödliche Überraschungen; alles, was lebt, leidet unter der Fehlerhaftigkeit seiner Organismen, unter dem, was man in den schwereren Fällen Krankheit nennt. Ein Tier frisst das andere; und die ethische Mangelhaftigkeit, die moralische Schlechtigkeit des Menschengeschlechtes verursacht Leiden, die die Summe aller anderen Übel übertreffen. Wir brauchen dafür keine Aufzählungen und keine ins Einzelne gehenden Schilderungen; das Dasein macht die Wahrheit von sich aus deutlich – sofern wir etwas taugen und wenigstens einen gewissen Wirklichkeitssinn, eine gewisse Ehrlichkeit haben. Die Konsequenz liegt auf der Hand: ein ethisch und intellektuell vollkommenes Wesen kann eine solche Welt und vor allen Dingen solche Menschen und Tiere nicht geschaffen haben; und hätte es sie geschaffen, so wäre es ethisch und intellektuell alles andere als vollkommen. (23) Oder ist etwa wenigstens der Mensch selber schuld, zumindest an seiner ethischen Mangelhaftigkeit? In Wahrheit, ja; aber nicht, wenn ein anderes Wesen ihn gemäß „intelligent design“ durch Wirkursache geschaffen hätte. Wollte es ihn schaffen, so musste es ihn durchgehend bestimmen; es konnte keine seiner Eigenschaften weglassen, „offen lassen“; hätte es ihn aber durchgehend bestimmt, so hätte es auch sein gesamtes Verhalten bestimmt, weil dieses Verhalten einzig und allein und in gar nichts anderem als in seinen Eigenschaften, in seiner Natur, seinem Wesen begründet wäre (agere sequitur esse/das Verhalten ergibt sich aus dem Sein); das heißt, wie gleich anfangs gesagt: das „intelligent planende“ Wesen hätte den Menschen determiniert; und wäre infolgedessen für sein gesamtes Verhalten allein verantwortlich. Alles das liegt, seitdem die Menschheit die Frage zuerst aufgeworfen hat, auf der Hand (siehe vorhin die Absätze 3 – 5); niemand hat es widerlegt; man hat es allenfalls mit Geschwätz zugedeckt; was glauben wir, was alles mit Geschwätz zugedeckt wird; man nennt es „reden können“ und Sophisterei; und man hat die Determiniertheit des Menschen für den Fall seiner Schöpfung durch den Töpfer-Gott im Übrigen nach Möglichkeit verschwiegen: „diesen schwierigen Punkt soweit wie möglich aus den Augen gebracht“, wie Kant es (an der vorhin angegebenen Stelle) nennt. Auch hier also, bei der Frage nach der Schuld des Menschen, gäbe es für einen Gott, der uns durch Wirkursache geschaffen hätte, keine Ausrede. (24) Und hören wir uns nun einmal den Kitsch im Sinne Öhrströms an. Sie preisen zum Beispiel das “menschliche Auge“, seinen „wunderbaren Bau“, mit seinen zahllosen Einzelteilen, die „in so bewundernswerter Weise aufeinander abgestimmt“ sind. „Und das soll Zufall sein?“ – so tönt es auch hier wieder mit dem schlechten alten Brustton der Überzeugung; manchmal sogar mit nur leicht verschleiertem aggressiven, überheblichen Gebrüll. So hieß es etwa in vergangenen Jahrzehnten; das „menschliche Auge“ war damals eines der typischen und topischen, geradezu stereotypen Musterbeispiele; der Mensch ganz allgemein (ich schließe mich dabei nicht aus) strotzt ja nicht gerade vor Phantasie, wenn es darum geht, Beispiele aus der Realität zu finden. Die guten Romanciers sind vielleicht die, die es am besten können. Jetzt im Streit um den Kreationismus hat man ein anderes Musterbeispiel, auf das man immer wieder zurückverfällt, so wie gewisse Tiere auf ihre vier Beine, wenn sie für kurze Zeit aufrecht gegangen sind: Ein Lieblingsbeispiel ist“ jetzt „die Bakteriengeißel. Gewisse Bakterien haben einen langen Schwanz im Stil des Schwanzes einer Samenzelle, und dessen peitschende Bewegungen werden von einem Geißelmotor getrieben, der sich innerhalb der Zellwand befindet, wo er mit zwanzigtausend Umdrehungen in der Sekunde seine Spindelbewegungen ausführt. Der imponierende Motor besteht aus gut dreißig verschiedenen Proteinen. Sie haben jedes für sich ihre besondere Rolle bei der Bewegung, und jedes von ihnen ist notwendig, damit das ganze System funktioniert. Entfernt man auch nur ein einziges von ihnen, so bricht der ganze Plunder zusammen. Mit anderen Worten: die Bakteriengeißel kann sich nicht entwickelt haben, sagen die Intelligent-Design-Leute die ID-Leute, sie muss in der Werkstadt des großen Planers zusammengesetzt worden sein. Oder was ist mit der Zelle überhaupt? fragt Behe. ... ... Die Zelle ist ja schon in sich ein wundervoll komplexes System. In ihr finden sich alle möglichen kleineren Strukturen und Organteile, und von diesem ganzen Mikrokosmos kann man sich – das will Michael Behe sagen – nicht vorstellen, dass er aus einer prähistorischen Ursuppe hervorgegangen ist. Mit anderen Worten: einige organische Moleküle hier und da schließen sich nicht zu Zellen zusammen. Deshalb setzte der intelligente Planer denn auch ganz genau und gerade hier die Dinge in Gang, meint Behe. Durch die Erschaffung der Zelle mit ihrer ganzen mikroskopischen Maschinerie wurde die lebende Welt auf die Bahn gebracht, wonach es dann der natürlichen Auswahl – nach Darwin – überlassen blieb, für den weiteren Verlauf zu sorgen. (Weekendavisen vom 4.8.05, Seite 1) (25) Manche dieser Leute haben sich sogar in einer Art von Schwärmerei über die „wunderbare Zweckmäßigkeit“ der Raubtierzähne, -krallen und –klauen ergangen, überhaupt der Raubtierorgane und -organismen, die nur ein „weiser Schöpfer“ ihren Zwecken, nämlich andere Tiere zu fressen, in so „bewundernswerter“ Weise angepasst haben könne. Welchen Zwecken also! Raus mit der Sprache! Ja, man entwickelte sogar geistigen Hochmut angesichts des eigenen gelehrten Scharfsinns, mit dem man hier „unterschied“, zwischen der „Zweckmäßigkeit als solcher“ und dem traurigen Sachverhalt, dass „ein Tier das andere frisst“ – übrigens auch ein Mensch den anderen, metaphorisch und nichtmetaphorisch – obwohl man für jene Unterscheidung, zwischen der „Zweckmäßigkeit als solcher“ und dem „davon getrennt zu denkenden“ Zweck usw., durchaus keinen Scharfsinn, sondern nur gelehrte Blödheit braucht. Mit anderen Worten, man „hielt“ die Dinge „nicht aneinander“, wie Kierkegaard sich in anderen Zusammenhängen ausdrückt. Hätte man das getan, so hätte man gewusst, dass auch das „menschliche Auge“, der Motor der Bakteriengeißel und zahllose andere Zweckmäßigkeiten – ordnende Prinzipien, Muster und Gesetze – in der Natur nicht von einem allweisen und allgütigen Schöpfer herstammen konnten, weil dann eben die Quellen endloser und zum großen Teil furchtbarer Schrecken und Leiden von derselben persönlichen Allweisheit und Allgüte hätten geschaffen sein müssen. Auch eine etwaige strafende Allgerechtigkeit hilft uns hier nicht weiter, weil der Strafende die zu Strafenden selbst determiniert hätte, wir haben es ja gründlich genug auseinandergenommen. Wie vorlaut und selbstgefällig von dem vorhin zitierten Herrn Öhrström, sich in „feiner“ Ironie über diejenigen zu erheben, die „es dann als eine wichtige Aufgabe ansehen zu argumentieren, dass das, was einem intelligent design gleiche, es in Wirklichkeit nicht sei. Es ist etwas merkwürdig Verdrehtes an dieser Übung.“ Wir haben jetzt gerade gesehen, das es für diese „Übung“ einen zwingenden Grund gibt; und dass die so genannten Frommen – wonach wir vorhin fragten – sich tatsächlich schämen müssen. (26) Alles klar? Nein! Der eine oder andere könnte sagen: Herr Öhrström redet ja, so wie alle Kreationisten einschließlich der ID-Leute, gar nicht von dem Gott der Bibel; die Kreationisten vertreten die Auffassung, dass Ormuzd das Gute und Ahriman das Böse erschaffen hat. Natürlich nennt man die beiden Namen nicht; aber man sagt, man rede nur vom „intelligent design“, und nicht vom Gott des Himmels und der Erde. Aaaha! Allerdings hilft der dumme Trick nicht viel; die meisten Probleme würden weiterbestehen, vor allem die Determination und die mit ihr einhergehende Unmöglichkeit menschlicher Moral. Außerdem aber rede ich nicht mit Leuten, die lügen; ich möchte nur mit denen reden, die die Auffassung vertreten, dass die Kreationisten den Gott der Bibel oder allenfalls ein gleichgeartetes Wesen meinen. Die Widerlegung des Einwandes. (27) Also: was ist von den Teilen und Aspekten der „Schöpfung“ zu sagen, die zweckmäßig eingerichtet sind? Musterbeispiel: das menschliche Auge oder die Bakteriengeißeln. Von kreationistischer Seite sucht man den Eindruck zu schaffen, als könne man vor allem die Letzeren überhaupt nicht anders verstehen denn als Werke gemäß einem intelligent design? Hören wir dazu noch einmal einen der beiden Exponenten des „intelligent design“, dieses taktischen, diplomatischen Kreationismus (siehe vorhin am Ende des 24. Absatzes): Die Zelle ist ja schon in sich ein wundervoll komplexes System. In ihr finden sich alle möglichen kleineren Strukturen und Organteile, und von diesem ganzen Mikrokosmos kann man sich – das will Michael Behe sagen – nicht vorstellen, dass er aus einer prähistorischen Ursuppe hervorgegangen ist. Mit anderen Worten: einige organische Moleküle hier und da schließen sich nicht zu Zellen zusammen. Deshalb setzte der intelligente Planer denn auch ganz genau und gerade hier die Dinge in Gang, meint Behe. Durch die Erschaffung der Zelle mit ihrer ganzen mikroskopischen Maschinerie wurde die lebende Welt auf die Bahn gebracht, wonach es dann der natürlichen Auswahl – nach Darwin – überlassen blieb, für den weiteren Verlauf zu sorgen. – Lassen wir die „Ursuppe“ dabei ganz aus dem Spiel, sie dient, als Unterfall des Chaos, nur dem Zweck, eine Entwicklung, eine Evolution, extrem unwahrscheinlich aussehen zu lassen. Wir haben es hier mit dem unanständigen Trick zu tun, der Gegenseite fragwürdige Thesen zu unterstellen. – Nun wird weiter unten im Artikel ausgeführt, es gebe „faktische Evidenz“ dafür, dass sich gewisse Proteine aus dem Geißelmotor in anderer Funktion sehr wohl auch schon in vorhergehenden, früheren Lebensformen befunden haben; und das Entsprechende lässt sich nicht nur für dieses eine Protein, sondern für jeden Baustein des Lebens ohne Weiteres einsehen. Überhaupt, man sieht nicht ein, wieso – was die Kompliziertheit und so denn die Planungsbedürftigkeit betrifft – zwischen Proteinen, die einzelne Zellen bilden, und Zellen, aus denen sich höhere Lebewesen bilden, z.B. Menschen, ein so prinzipieller, qualitativer Unterschied bestehen sollte, wie er hier am Ende des zitierten Textes behauptet wird. (28) Es handelt sich um schlichte Inkonsequenz. Was soll das? Das heißt, welchen Zweck verfolgt das? Hier ist die Antwort: Es ist wichtig zu begreifen, dass es sich bei intelligent design um Kreationismus handelt. Der Kern der Sache ist, dass Gott die Welt erschaffen hat, sagt die Philosophieprofessorin an der Southeastern Louisiana University, Barbara Forrest. Sie gab im letzten Jahr ein Buch heraus mit dem Titel Creationism´s Trojan Horse: The Wedge of Intelligent Design/Das Trojanische Pferd des Kreationismus: Der Keil des intelligent design. Die Bewegung bildete sich als Reaktion darauf, dass das höchste amerikanische Gericht es im Jahre 1987 für gesetzwidrig erklärte, in öffentlichen Schulen Kreationismus zu lehren. Eine Gruppe christlicher Fundamentalisten mit dem Juristen Philip Johnson an der Spitze beschloss daraufhin, die Strategie zu ändern. Weekendavisen a.a.O., mit sich anschließenden weiteren Angaben über den rein taktischen Charakter des intelligent design. Also! Alles klar! Wir brauchen das Machwerk der Unterscheidung zwischen Proteinen als Bausteinen der Zelle auf der einen Seite und Zellen als Bausteinen von Mehrzellern auf der anderen Seite nicht zu berücksichtigen. Mit anderen Worten: der jetzt geltend gemachte Gesichtspunkt der Intelligent-Design-Leute (der „ID-Leute“) ist kein Grund, die Evolution nicht im Wesentlichen so wie bisher als das nächstliegende Erscheinungsbild des Lebendigen und der übrigen Welt zu betrachten und zugrunde zu legen. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob es so war, wie Darwin es sich vorgestellt hat; oder ob sich der Stamm des Lebendigen, im Prinzip und in Reaktion auf den ihm zur Verfügung stehenden Planeten, entsprechend entfaltet hat, wie es der einzelne lebendige Organismus tut; oder ob es etwa in Wirklichkeit noch wieder anders gewesen ist. Denn ausreichend sicher und weltanschaulich von Belang ist ja ohnehin nur das „aus sich Selber“ des gesamten Seins (siehe vorhin in Absatz 9), das sich als „Ding an sich“ in einer zeitlosen Entwicklung, von Ewigkeit her, sozusagen vom ersten Augenblick der Ewigkeit an, selbst noch in diesem ersten Augenblick, bis zu einer höchsten, vollkommenen, von uns numerisch verschiedenen Stufe entfaltet – während wir, unter anderem die Menschenwelt, die dynamische, strebende Zwischenstufe dieses Urbildes der Entwicklung sind (siehe die Absätze 10 –13) und unseren irdischen Anteil daran als „Erscheinung“ oder „Vorstellung“ in dem besagten Darwinschen oder .Nichtdarwinschen Sinn durchdenken oder erleben. (29) Also, was ist vor diesem Hintergrund, auf dieser Grundlage, von den Teilen und Aspekten der Welt zu sagen, die zweckmäßig, die geordnet und insofern also gut und „in Ordnung“ sind? Oder in Öhrströms Worten und Begriffen: Alle Wissenschaftler forschen ja nach ordnenden Prinzipien, Mustern, Gesetzen, Zusammenhängen et cetera – also nach etwas, das jedenfalls in vielen Fällen nach einem intelligent design aussieht. Diejenigen Wissenschaftler, die sich zum atheistischen Materialismus bekennen, werden es dann also als eine wichtige Aufgabe ansehen zu argumentieren, dass das, was einem intelligent design gleiche, es in Wirklichkeit nicht sei. Es ist etwas merkwürdig Verdrehtes an dieser Übung. Aber warum auch bestreiten, dass das, was einem intelligent design gleicht, es auch tatsächlich sein könnte. (30) Wir haben (in den Absätzen 22 – 25) begründet, weshalb es das auf gar keinen Fall sein kann – weil nämlich dann dieselbe Weisheit und Güte auch die Schlechtigkeit der Menschen und die übrigen Quellen endloser Leiden geschaffen haben müsste, falls wir nicht gerade auf die von Kreationisten und ID-Leuten nicht gemeinten Ormuzd und Ahriman zurückgreifen wollen; wobei jedoch, wie gesagt, das erdrückende Problem der Determination und der mit ihr einhergehenden vernichtenden Aufhebung der menschlichen Moralität immer noch bestehen bliebe. Davon abgesehen aber: haben wir mit dieser unwiderleglichen Behauptung zugleich auch die „ordnenden Prinzipien, Muster, Gesetze und Zusammenhänge“ in der Natur bestritten? Mit anderen Worten: haben wir damit ihre weitgehende, so „unendlich wunderbare“, wenn auch leider nicht durchgehende Zweckmäßigkeit und Richtigkeit bestritten? Natürlich nicht! Oder ihren Zusammenhang mit dem Allerhöchsten? Wahrhaftig auch das nicht! Wir haben nur bestritten, dass sie vom Allerhöchsten durch Wirkursache geschaffen, also determiniert worden sei. Mit „atheistischem Materialismus“ hat das gar nichts zu tun; ganz im Gegenteil, Determinismus und Materialismus haben etwas miteinander zu tun. Auch die so genannten Frommen mögen Aszese üben, sich überwinden und etwas mehr nachdenken, damit sie zum Beispiel keine schlecht riechenden Denkfehler machen wie vorhin die Nichtfrommen (laut Absatz 5). Und muss ich jetzt am Ende auch noch groß fragen, worin denn der Zusammenhang der zweckmäßigen und richtigen Teile und Aspekte der Welt mit dem Allerhöchsten bestehe? Aber gut, ich frage. Und die Antwort: der Zusammenhang besteht im Vollkommenheits-Streben der menschlichen und der außermenschlichen Natur als dynamischer Zwischenstufe zwischen dem Nichts und dem Allerhöchsten mit seiner Vollkommenheit. Wir werden das, was manchem jetzt vielleicht romantisch vorkommt, alsbald und im Weiteren höchst rational machen! Nur können wir nicht alles in einem einzigen Satz haben. Wir haben vorhin (im 9. Absatz, mit der Schlussfolgerung in dessen letztem Teilabsatz) begründet, weshalb die Natur insgesamt, und nicht nur die menschliche Natur, Wille ist; weshalb ihr Sein Wille ist; mit anderen Worten – falls Begriffsstutzige sich von dem Terminus „Wille“ gestört fühlen sollten – weshalb sie „dynamisch“ und „aus sich selber“ ist. Der Wille, das Sein, das „dynamische aus sich selber Seiende“, aber besteht in nichts als strebendem (wollenden) Werden und ähnelt deshalb mit begrifflicher Notwendigkeit dem, was er also strebend (wollend) wird. Infolge seines Vollkommenheits-Strebens ähnelt er demnach dem Allerhöchsten, der vollkommenen Stufe des aus sich selber Seienden; daher die u.a. von Öhrström erwähnten „Prinzipien“, die „Gesetze“ und überhaupt die ganze „wunderbare“ Ordnung, soweit die Natur wunderbar geordnet ist: soweit die „wunderbare Ordnung“ in der Natur eben reicht; und sie reicht ja ganz offensichtlich nicht in jeden ihrer Teile, in jedes ihrer Gebiete. Allerdings ist der Wille nicht der liebe Gott; trotzdem ist er frei wie er, weil aus sich selber, wie er; und deshalb nun wieder hat er die Möglichkeit, mit seinem Streben vom Guten und Richtigen abzuweichen, wie übrigens auch Gott sie gehabt hätte; und wovon der Wille in der menschlichen und außermenschlichen Natur ebenfalls reichlich Gebrauch macht (wir haben es in den Absätzen 22 – 25 einigermaßen deutlich zu machen gesucht). Und daher nun, meine Freunde und diesmal auch meine Feinde, daher neben den „Wunderwerken“ also die Unzweckmäßigkeiten in der Natur – um es gelinde auszudrücken. Was sich also bei der Annahme einer einheitlichen Wirkursache nie und nimmer erklären lässt, macht bei einer umfassenden Front selbstständiger Weltwesen mit einem sie alle anziehenden, aber nicht determinierenden Wesen an der Spitze keinerlei Schwierigkeiten. weiter © www.rochol.net, September 2003. |