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Angriffe auf unsere Bäume als Mittel zum Zweck?
Notizen von Ende Juli 2022.

Vor dem Hintergrund der sehr viel bedrohlicheren Nachrichten, die jeden Tag von neuem auf uns einstürmen, mag das Folgende beinahe lachhaft wirken. Aber auch nur beinahe. Wer etwas Lebenserfahrung hat, könnte vielmehr hierin ein typisches Symptom für gewisse dramatische Entwicklungen unserer Zeit sehen.

Nun muss es wieder um unsere Bäume gehen. Neben der geschützten Birke (s. hierzu meine Ausführungen zum 22.Februar) stehen noch zwei schöne, hohe Fichten vor dem Haus. Sie sind allerdings über die Jahre in alle möglichen anderen Gewächse, darunter Efeu, Ranken, Lianen, Eiben und Holunder, eingehüllt, mangels jeglicher Pflege. Die Gartenfirma , die seit vielen Jahren die Aufträge auch hierfür bekam, lehnte das ab: es lohne sich einfach nicht. Hinter dem Haus stehen u.a. fünf weitere große Fichten, und in dem sich anschließenden Garten mit Wiese leben seit Jahren drei Apfelbäume, von denen der linke der älteste ist. Noch weiter oben am Hang haben sich Haselnusssträucher (vermutlich) um eine Lärche herum ausgebreitet, neben einer Prachteiche, die jedoch nicht mehr zu unserem Grundstück gehört. Die Wiese ist in den vergangenen Jahren – ich weiß nicht wie – zusehends kaputtgegangen, obwohl dieselbe Gartenfirma kam und sie kurz hielt. Ich hatte zunächst den vagen Eindruck, es könnten in großer Zahl Lehmklumpen auf sie geworfen worden sein. Inzwischen spricht doch mehr für das unterirdische Treiben eines Maulwurfs, zumal meine Bewässerungsaktionen tatsächlich nicht viel geändert haben.

Was sich allerdings geändert hat, ist der Name der Gartenfirma. Ich erfuhr es ungefähr um die Zeit, als ein Vertreter der Stadt Hennef persönlich kam und unsere Birke begutachtete. Die zahllosen Verstümmelungen an der ursprünglich noch schöner aussehenden Birke – sie liegen inzwischen viele Jahre zurück – sind tatsächlich von der Stadt nicht nachträglich genehmigt worden... und es ist also keinem Gärtner gestattet, sie weiter zu behauen oder gar sie zu verunstalten. Es wäre genauso wenig ratsam, die Birke jetzt auch nur kürzer zu schneiden. Denn: sie ist von überall her deutlich sichtbar.

Anders bei unseren Apfelbäumen: Die sind leider sehr viel weniger sichtbar, sie stehen klein und unauffällig hinter fünf gewaltigen Fichten. Und wurden trotz mehrfacher Auftragserteilung jahrelang gar nicht geschnitten. Wie immer kurzfristig meldete sich nun dieselbe Gartenfirma bei meiner Mutter am 13. für den 14.Juli 2022 an, um unsere drei Obstbäume zu schneiden. Weder meine Mutter noch ich ahnten, dass es ein Radikalschnitt werden sollte und nicht etwa nur darum ging, die auf das Nachbargrundstück überhängenden Zweige zu kürzen. (Was unsere Nachbarn übrigens bei Apfelbäumen auch eigenhändig hätten tun können, im Gegensatz zur Birke, die wie gesagt unter Naturschutz steht.) Hier nun das Ergebnis:


… ein mehrfacher Radikalschnitt an unseren Apfelbäumen – mitten im Sommer. Ich zeige Ihnen im Folgenden eine Auswahl meiner eigenen Fotografien, angefangen mit dem linken oberen Apfelbaum am Abend des 14.Juli 2022.





der linke obere Apfelbaum am Abend des 14.Juli 2022









Auf der gegenüberliegenden rechten Seite stehen fast ebenso schmale Obstbäumchen, von denen auch das höher gelegene bedenkenlos und vielfach gestutzt wurde, ohne dass irgendein sichtbarer Grund für all diese Eingriffe vorgelegen hätte:






der rechte obere Apfelbaum am Abend des 14.Juli 2022









An dem folgenden Apfelbaum auf derselben Seite (ein paar Meter tiefer am Hang) erkennt man auf den ersten Blick wenigstens sieben Astlöcher, und zwar zu der unseren Nachbarn abgekehrten Seite. Warum nur, darf man sich fragen.





der rechte untere Apfelbaum am Abend des 14.Juli 2022



Und sogar eine Nichtfachfrau wie ich ist imstande, sich zu erkundigen, wann die Gärtner solche Radikalschnitte an Apfelbäumen vorzunehmen pflegen: … spätestens bis März, danach nur geringfügige Kürzungen, um dem Baum nicht zu viele Energien auf einmal zu entziehen! Wie bei der Birke scheinen diese Gärtner eine Vorliebe dafür zu haben, sogar den Haupttrieb eines Baumes eigenmächtig zu kürzen. Der einstimmige Ratschlag mehrerer Gärtnereien, nicht die waagerechten Äste, sondern die senkrechten Triebe abzuschneiden, wurde dagegen oftmals nicht beherzigt. Leider habe ich die Gefahr nicht vorhergesehen. Eine solche Brutalität hatte ich auch nicht erwartet. –

Das ist aber noch nicht alles. Am späten Nachmittag des 14.Juli 2022 sagte dieselbe GmbH meiner Mutter, die Fichte(n) vor dem Haus „sähe(n) nicht gut aus“. Sie sei dafür, Letztere noch in diesem Jahr zu fällen. Mit dem überraschend durchgeführten „Radikal“schnitt dreier Bäume sollte also noch eine akute Bedrohung einhergehen. So hatten die Männer es vorher abgesprochen. Nun war meine Mutter ja zum Glück vorgewarnt. Sie erinnerte den Mann in ruhigem Ton daran, dass man dafür ja eine Genehmigung der Stadt brauche. Es wäre ein Gebot der Ehrlichkeit und Professionalität gewesen, zumindest bei meiner Mutter von sich aus endlich auch einmal die Baumschutzsatzung der Stadt Hennef zu erwähnen, der zufolge zuerst eine schriftliche Genehmigung der Stadt Hennef vorliegen muss, bevor die gewaltigen Bäume aus rein juristischer Sicht überhaupt gefällt werden dürfen.










zwei unserer Fichten hinter dem Haus (im Juli 2022)



Eine zusätzliche Frage für den betreffenden Gutachter könnte aus dem Umstand erwachsen, dass die zweite, unmittelbar hinter der ersten stehende Fichte trotz ihres sehr robusten Erscheinungsbildes im Falle einer Beseitigung der ersteren den Winden plötzlich mehr Angriffsfläche bieten könnte. Die beiden Bäume sind über viele Jahre hinweg vermutlich absichtsvoll ungepflegt geblieben, so dass sie geradezu eingewickelt wurden und zusammen mittlerweile eine regelrechte Wand bilden. Es müsste nun durch einen Experten festgestellt werden, ob dies die Gefahr bei Sturm erhöht oder ganz im Gegenteil. Eines liegt klar auf der Hand: Die Bäume sind nicht krank; man könnte höchstens sagen, der eine entspricht nicht hundertprozentig den klassischen Schönheitsregeln, aber: seine Äste sind grün, es fällt kaum Nadelholz von ihm ab, und für die Vögel bieten beide Bäume bevorzugte Nist- und Ruheplätze. Eichhörnchen finden dort u.a. Zuflucht, sooft sie von der Straße dahin eilen. Warum hat die GmbH nun also ein solches Interesse daran, gesunde Bäume zu fällen???

In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass der Holunder unserer Nachbarn ausnahmsweise im Februar dieses Jahres kurz vor einem angekündigten schweren Sturm von der Gartenfirma stark beschnitten wurde – was jedoch auch nicht zum Sturz der Bäume geführt hat, weil sie eben an einem steilen Hang stehen und ringsumher von Häusern umgeben sind:





Ich will mich jetzt nicht in Immobilienmafia- und Geldherrschaftsüberlegungen ergehen. Aber eine abschließende, rein philologische Anmerkung könnte so manchem Beobachter in den Sinn kommen: „cum natura“ (mit der Natur) ist eben nicht gleichdeutend mit „pro natura“ (für die Natur). Wer mit jemandem geht, ist nicht unbedingt ein Freund oder eine Freundin. Gemeinsamkeit heißt nicht notwendigerweise friedliche Gemeinschaflichkeit. Auch bei den alten Römern kämpfte man miteinander. Außerdem kann die Präposition ‘cum‘ in seltenen Fällen sogar instrumentale Bedeutung haben, und zwar vor einem Wort, das ein Werkzeug, ein Mittel bezeichnet, also etwa: mit dem Spaten zum Umgraben oder: mit der Natur als Mittel zur Erfüllung höchst eigener Wünsche und Ziele.

Falls ein Sachverständiger jedoch zu dem begründeten Schluss kommt, dass die vorderen Fichten, auch wenn sie gesund und durch die umliegenden Hausdächer vor Stürmen geschützt zu sein scheinen, dennoch eine akute Gefahr für uns Menschen sind, dann sind wir selbstverständlich sofort mit einer Fällung des betreffenden Baumes einverstanden. (Wir müssten es in dem Fall sogar strafrechtlich sein.)

Der oben erwähnte Gutachter der Stadt Hennef hat im März dieses Jahres in seiner Antwort auf meine Anfrage keinerlei Hinweise auf eine solche Notwendigkeit erwähnt. Ganz im Gegenteil. Hoffen wir nun, dass die so wunderbar objektive, selbstverständlich respektvolle Behandlung dieser großartigen Lebewesen niemals irgendwelchen niederen oder gar gewaltbereiten Interessen zum Opfer fallen wird.


Annette Rochol
im Juli 2022.




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