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Die Aufträge für ESPRO – angekündigt waren mehrere – versiegten auf eigentümliche Weise im Winter 2001. Statt der versprochenen Neuaufträge erfolgte ein endloses Schweigen. Zusammenkünfte konnten sich auf natürliche Weise auch nicht mehr ergeben, der Kontakt beschränkte sich leider auf wenige E-Mails, deren Formulierungen mich schon durch ihre extrem fehlerhafte äußere Form alarmierten. Ich wusste nicht, was dahintersteckte, das Einzige, was ich erfuhr, war, dass der langjährige „wichtigste Mitarbeiter“ bei ESPRO France von der amerikanischen Konkurrenzfirma ANTENNAAUDIO abgeworben worden war –. Wir hatten immer schon einen freundschaftlichen Umgangston gepflegt, der allerdings gegen Ende von ihm ausgehend geradezu forciert wurde: eine Einladung zum Mittagessen in die Wohnung, die er mit seiner oder seinem Partner(in) teilte, ein Geschenk, das sich erst kurze Zeit später als wertlos herausstellte, dafür aber so auffällig groß war, dass für den Transport innerhalb von Paris ein Taxi gerufen werden musste, und eine ganze Menge Ratschläge. (Ein gewisser „gut katholisch“ klingender, sehr jovialer Grundton gehörte auch dazu – obwohl mich die sogenannten „Agape“-Mahlzeiten mit „Insider"-Katholiken, auf deren exklusive Einladung er stolz war, eher misstrauisch machten). Höchstwahrscheinlich wurde unterdes, vor allem im Anschluss an das besagte Mittagessen im Marais, meiner Arbeitgeberin Madame Myara hinterbracht, ich stünde sowieso auf der Seite ihres abtrünnigen wichtigsten Mitarbeiters, was ich ja nun wirklich nicht tat, da es für mich damals überhaupt keine zwei Parteien gab, sondern nur eine einzige, für deren leitende Persönlichkeit und deren Mitarbeiter ich immer sehr gern gearbeitet hatte. Was die „Ratschläge“ angeht, so erwiesen sie sich als völlig hohl oder sogar sehr irreführend. Ich solle meine Bewerbung an mehrere Firmen (BPM, Reason Why, Business Editing, Antennaaudio) absenden; er wisse mit Sicherheit, dass sie mir viele Übersetzungsaufträge geben würden. Er wolle auch meinen Lebenslauf nach London weiterleiten, er kenne dort eine Firma, die genau so eine suchte, usw. Außerdem solle ich am Pariser Palais de Justice meinen Antrag auf Vereidigung einreichen – ein Prozedere, das ganz offensichtlich nicht stimmte. Viel schlimmer schien jedoch der Schlag zu sein, den er sich für ESPRO France gewünscht hat. Hier eine → E-Mail, aus der man unter Umständen (insbesondere im PS derselben E-Mail!) sehr böse Absichten hätte erraten können. Wenn ich nur mehr gewusst hätte! Vielleicht wäre mir etwas eingefallen. Jedenfalls möge meine jetzige Ausführung in erster Linie als Warnung dienen an alle, die selbst in einer ähnlichen Lage sind. Im Nachhinein weiß ich schon, was ich hätte tun müssen! Außerdem könnte jeder informierte Leser wieder einmal ausrufen: WIE IM KLEINEN, SO IM GROßEN. –

Ein Bundeswehr-Offizier sagte meinem Vater einige Zeit später: „Sie glauben gar nicht, wie alarmiert die Amerikaner über die Achse Paris-Berlin-Moskau sind.“ –
Intensivstes Intrigieren bis hin zur völligen Zerstörung der zarten kulturellen Verbindungen pflegt in dem Fall also wohl zumindest die Folge zu sein! Wir glauben keineswegs, dass eine Nation mit solchen Methoden auf die Dauer Erfolg haben kann.





NB:     Die in den einzelnen Dokumenten verwendeten E-Mail-Adressen sind inzwischen nicht mehr gültig.